Waking Hours :: Die Schotten um Justin Currie hätten Rockstars werden können

In schwieriger Zeit, 1985, hatten Del Amitri ein Album aufgenommen, an das sie sich selbst nicht mehr erinnern wollten. Sie spielten dann bei Geburtstagsfeiern und reisten durch Amerika, und dort bemerkten sie, dass die Leute bei ihren Konzerten sonst Bruce Springsteen, die Eagles und Steve Earle hörten (statt – Devo und Hüsker Dü?). In Glasgow galt das nicht als cool. Dann nahmen sie „Waking Hours“ auf, die Platte erschien im Herbst 1989 -und wäre der Begriff „Americana“ damals schon gängig gewesen, so hätte man ihn für diese gemütvolle Adaption von Folkrock, Balladen und alten Rock’n’Roll zwischen den Byrds, Creedence Clearwater und John Mellencamp verwendet. Del Amitri hielten sich für „Underground“.

„Change Everything“ (1992, ****) sollte ihr Stadion-Rock-Album werden, aber es funktionierte nicht. Man trennte sich vom Produzenten und holte den Pixies-Mann Gil Norton, der klug genug war, um Justin Curries gefühlige Lieder nicht wie Hymnen von Bon Jovi einzurichten, obwohl manchmal („Just Like A Man“) nicht viel fehlte. „Be My Downfall“ ,“Always The Last To Know“ und „To Last A Lifetime“ gefielen vielen Frauen, und Del Amitri hätten große, große Stars werden sollen. Leider brauchten sie allzu lange für „Twisted“ (1995, ***1/2), das sie allen Ernstes als „Grunge-Album“ angelegt hatten. Der Gitarren-Sound ist auch riesig, aber Currie konnte nicht anders – die Schnulze „Driving With The Brakes On“ ließ alles andere vergessen; manchmal, wie bei „It Might As Well Be You“, wiederholte er sich auch.

Die drei Alben erscheinen nun mit zusätzlicher CD und unveröffentlichten Songs, wobei „Twisted“ zum Teil akustische und Live-Versionen der bekannten Songs enthält. Die Liner Notes bestätigen: Es ist gut, dass Musiker und Plattenfirmenleute keine Ahnung davon haben, was am Ende entsteht. (Universal) ARNE WILLANDER

Mickey Jupp

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