Washington – Rouge/Noir

Kurswechsel: Auf ihrem dritten Album verzichten die drei Norweger auf die Americana und den US-Indie-Pop der ersten beiden Werke. An die hatte man sich gewöhnt, war direkt befreundet mit dem holprig sehnsuchtsvollen Sound, dem man das Skandinavische nur wenig anhörte. Diese neuen Lieder sind wesentlich nordischer, weit hallender. Vormann Rune Simonsen mischt heimische und englische Melancholie in Gesang und Instrumente. Lange Instrumentalpassagen malen erhabene Eislandschaften in die Dunkelheit, die Nahbarkeit der früheren Arrangements weicht ei ner großen Weite und impressionistischen Liedern, die ganz woanders enden, als sie anfangen.

Schon der Opener, gleichzeitig der Titelsong, zeigt den neuen Anspruch. Wo früher ein Schlagzeug gemütlich begleitet hätte, rudern nun vertrackte Rhythmen unter der Schlaggitarre. In der Mitte hört man Hörspielgeräusche und vermummte Keyboard-Akkorde. Dann kommt der Rhythmus wieder, und Simonsen singt von gesunkenen Schiffen. Bei anderen Liedern sind die Harmonien vertrauter, doch die Lagerfeuerromantik kommt nicht zurück. In überlangen Liedern wie ,Andante“ und „Appendix 1: As Waves Shapc The Sea“ steckt das Experimentelle schon im Titel, manches klingt wie eine weniger entfremdete Version von Radiohead.

Der Wandel glückt, und obwohl der Abschied schmerzt: Das Neue ist verlockend.

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