Ween – Live In Toronto, Canada

Vor zehn Jahren erschien „12 Golden Country Greats“, die letzte große Spaß-Platte von Ween, die Country Music, nun ja: verhandelte. Nein: parodierte. Was bei Country Music ja gar nicht so leicht ist. So treffend und vergnüglich wie „Chocolate & Cheese“, jener sarkastische Rollgriff durch die Popmusik, war der hurtig galoppierende Reigen nicht. Später gerieten die Versuche, etwa im Prog-Rock die Komik zu finden, seltsam verkrampft – weil die Komik natürlich immer schon im Prog-Rock angelegt ist.

1996 gaben die Brüder Ween in Toronto ein Konzert, das erst jetzt als Aufnahme vorliegt – auf Doppel-Vinyl (und nur auf Doppel-Vinyl). Hier blödelt die Band den „H.I.V. Song“ und kloppt „Spinal Meningitis“, „Buenos Tardes, Amigo“ ist auf „Chocolate & Cheese“ effektiver und witziger. Zwar hört man schön das Gelärme des Publikums in dem wohl nicht allzu großen Raum, aber der Pennäler-Humor verströmt sich leider. Billy Joels „Piano Man“ wird werkgetreu angesungen, um dann mit „.. .and pour coke on my dick tonight“ prustend zu enden.

Die letzte Plattenseite besteht fast vollständig aus einer ergreifenden Version von „Fluffy“, der Hommage an einen verstorbenen Hund. Redundant und zerdehnt zelebrieren Ween die Totenklage, fast eine Viertelstunde lang, am Ende mäandrieren die Gitarren psychedelisch. Ween treiben es stets bis zum Äußersten (oder bloß bis zum Kürzesten). Man kennt so etwas von Eugene Chadbourne und Camper Van Beethoven, bei denen der übermütige Unfug auch nicht immer das reine Vergnügen war. Die derbe Überzeichnung, die hämische Karikatur haben bei Dean und Gene Ween oft etwas Unliebenswürdiges, Aufgekratztes. Mit Liebe und Affirmation wären sie womöglich so etwas wie wie die Scissor Sisters geworden.

Aber das Foldout-Cover und das satte Vinyl sind natürlich an sich schon Vergnügen genug. Ein Aufkleber liegt bei.

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