Westernhagen :: Hottentottenmusik

Ein wuchtiges Live-Album als Liebeserklärung an die eigene Band

Marius Müller-Westernhagen hat ein Live-Album aufgenommen, weil er stolz auf seine Band ist: Das ist die Botschaft von „Hottentottenmusik“. Natürlich ein guter Grund für eine Platte!

Für sein letztes Studiowerk hatte Westernhagen in New York amerikanische Blues- und R&B-Könner um sich versammelt und so einen Sound hinbekommen, der offenbar nah an der eigenen Idealvorstellung ist. Doch die Cracks hatten keine Zeit für eine Tournee in Deutschland, weshalb Westernhagens musical director Kevin Bents eine neue Band zusammenstellte, um den voluminösen Klang von „Williamsburg“ auf das komplette Konzertrepertoire anzuwenden. Verpflichtet wurden der Gitarrist Brad Rice (Keith Urban, Ryan Adams), der Schlagzeuger Aaron Comess (Spin Doctors, Joan Osborne) und der Bassist John Conte (Southside Johnny, David Bowie) – US-Amerikaner, die Westernhagens Lieblingsmusik mit der sprichwörtlichen Muttermilch eingesogen haben.

Mit 18, mit 62: Da steht Westernhagen, ist Sänger einer Rock’n’Roll-Band und fühlt sich vielleicht ein bisschen wie früher. Dass selbst die Gassenhauer auf „Hottentottenmusik“ etwas breiter und amerikanischer klingen, bildet er sich nicht ein. Schon bei den Konzerten zu „Williamsburg“ hatte man gespürt, dass Westernhagen und die Band mit viel Energie nah beieinander spielten und nicht mehr ganz so uneingeschränkt nur Publikumserwartungen bedienen wollten. „Pfefferminz“ als Chicago-Blues! Der schmatzende Rock wich dann im Lauf der Abende einem wehmütigen Gefühl – hier schön zu hören bei einer glaubhaften Version von „Engel“, die aus den dreckigen Riffs aufsteigt wie eine tief versteckte Sehnsucht. (Motor) Jörn Schlüter

Beste Songs: „Wir haben die Schnauze voll“, „Engel“

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