Whale – All Disco Dance must End In Broken Bones :: Mute/ Intercord
Schön war die Zeit, als aus Schweden außer supersicheren Volvos und Saabs nur ABBA und Roxette kamen, sonst nichts. Glücklicherweise ist „All Disco Dance Must End In Broken Bones“ nicht das Debüt des schwedischen Quintetts Whale, sonst müßte man an dieser Stelle den inzwischen obligatorischen Lobgesang plazieren, den mit dem Verweis auf die Originalität der Newcomer. Aber nein, Whale haben schon vor drei Jahren in aller Ruhe gesagt was sie wollten. „We Care“, von Kritikern umjubelt, ließ sich in kein bestehendes Trendtöpfchen stopfen – auch nicht mit Drücken und Pressen. Trippiges und Dance trafen auf Gitarrenpop und Punk, zuckersüß kombiniert durch die irgendwie immer an „Twin Peaks“ erinnernde Stimme von Sängerin Cia Soro. Zusammen mit Henrik Schyffert und Gordon Cyrus bildete sie einst die Urbesetzung von Whale. Cyrus machte sich dann letztes Jahr mit einem eigenen HipHop-Label selbstständig und als Ersatz kamen gleich drei: ein Schlagzeuger, ein Bassist und ein weiterer Gitarrist Ergebnis: mehr Instrumente, mehr Experimente, mehr Abwechslung im Stilgemisch. Noch mehr? Getreu dem (sehr originellen) Albumtitel werden allzu groovige Groove-Sequenzen mit listiger Schalkhaftigkeit ad absurdum geführt. Bei besseren Songs wie „Roadkill“, „Smoke“ oder „Losing CTRL“ bewegen sich Whale somit angenehm nahe an Dekonstrukteuren wie God Lives Underwater.
Aber: Anarchie findet nicht statt Zikkige Versuche lösen sich stets in lieblich puckernde Songs auf, deren Eingängigkeit für ordentlich Airplay sorgen wird. Immerhin: Erkannt haben die Schweden, daß Pop sich längst nicht mehr über unterschiedliche Stile definiert Im Zeitalter der unbegrenzten Option darf der Crossover ruhig total sein – und die Verwirrung komplett Whale haben außer zynischen Posen und Bildern von am Abgrund tanzenden Twens leider keine Antworten auf Lager. Bei ABBA wußte man wenigstens, was man hatte.