WILLIE NELSON – Teatro :: ISLAND/MERCURY

Vorwärts und nicht vergessen? Nicht wirklich ein Problem für Willie Nelson. „Teatro“ bringt die lange erwartete, von vielen befürchtete Kooperation mit Daniel Lanois. Und erweckt dabei – zwei Instrumentals mal außen vor – in immerhin acht von zwölf Fällen Songs zu neuem Leben, die im Schnitt so um die 33 Jahre auf dem Buckel haben. Menschen, deren Nackenhaare sich beim Namen Lanois sofort aufstellen, dürfen aber die Baldrian-Pillen wieder in den Schrank stellen. Beim Werfen von Nebelkerzen hält sich der Kanadier diesmal doch zurück. Eine gute Idee hatte Lanois zweifellos, als er mit Tony Mangurian (Luscious Jackson) und Victor Indrizzo (Scott Weiland) zwei Schlagwerker buchte, die Nelson rhythmisch neu sortieren – und zwar durchaus in die Richtung, die das kalifornische Aufnahmestudio, das den Albumtitel lieferte, und vor allem dessen Vorgeschichte weiß: Im „Teatro“ lief früher mexikanisches Kintopp. Einen Titelcredit hätte indes Emmylou Harris verdient: Wer gleich bei zehn Songs ran darf- mal mehr, mal weniger präsent -, ist mehr als nur eine „Gast“-Sängerin.

Diese Konstellation führt zu passablen, teils sogar zu kuriosen Ergebnissen. Da ist man glatt versucht, „Three Days“ Trübsal eher auf die leichte Schulter zu nehmen. Doch warum nur der beherzte Griff in die alte Schatztruhe? Vielleicht weil Nelson heute fast nur noch Versöhnliches wie „Everywhere I Go“ und „I’e Loved You All Over The World“ aus der Feder will (im Prinzip ein und derselbe Song); nicht aber mehr die lakonische Leere, die emotionale Bitter- und Grausamkeit der frühen 60ee, als er in Nashville um seine Existenz als Songwriter kämpfte. Songs wie „Home Motel“, „I’ve Just Destroyed The World“ oder das unglaubliche Psychopathen-Stück „I Just Can’t Let You Say Good-Bye“ lassen nur eine Hoffnung zu. Die nämlich, daß „Teatro“ noch nicht Willies Last Picture Show sein möge. Selbst wenn’s wieder ein Remake werden sollte.

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