Wir sind, was wir sind  :: Regie: Jorge Michel Grau

Der Vater ist tot, die Familie geschockt. Wer ernährt sie jetzt? Die Mutter Patricia (Carmen Beato) zieht sich in ihr Zimmer zurück. Die Söhne Alfredo (Francisco Barreiro) und Julian (Alan Chávez) sind unschlüssig. Nur ihre Schwester Sabina (Paulina Gaitán, „Sin Nombre“) drängt zur Tat: „Du wirst es tun müssen“, fordert sie von Alfredo, dem Erstgeborenen. „Wir brauchen bis morgen etwas.“ Der ungewöhnlichste Horrorfilm seit Langem beginnt wie ein klassisches Familiendrama.

Es gibt nur einen Unterschied: Es geht um Kannibalen. Heute, mitten in Mexico-Stadt. Aber bis auf den Vater hat noch keiner von ihnen einen Menschen getötet. Und ihre Versuche scheitern auf groteske Weise: Die obdachlosen Kinder wehren sich, als Alfredo und Julian sie fangen wollen. Dann zerren sie hektisch eine Pros­tituierte vom Straßenstrich vor den Augen der Kolleginnen ins Auto. Doch „Huren und Schwuchteln“ kommen der Mutter nicht auf den Tisch.

Regisseur Grau erzählt diesen bizarren Überlebenskampf lange ohne Blut und Splatterszenen. Bis auf die Essgewohnheiten unterscheidet sich diese Familie kaum von denen, die man als normal bezeichnen würde. Die famos inszenierte, angespannte Atmosphäre der Sozialstudie löst sich erst, als Grau mit Gewalt- und Ekelmomenten leider den typischen, nicht immer logischen Showdown sucht.

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