YinYang

Eine weltweit organisierte musikalische Schwesternschaft gibt es zwar nicht, wohl aber eine Weltmusik der Frauen, wie die Compilation „SISTERS“ (Celestial Harmonies/Aquarius) beweist. Jasyln Hall vom amerikanischen abc radio präsentiert 14 Musikerinnen und Gruppen mit sehr unterschiedlichem kulturellen Background. Westafrikanische Trommel-Sessions wechseln mit einer japanischen Harfe oder finnischer Zither mittelalterliche Gesänge aus Armenien und aus Hildegards Kloster mit Klassik aus Indien, Vietnam oder Java. Nicht zu vergessen sind die avantgardistischen Ansätze einer Barbara Thompson oder auch der australischen Geigerin Claes Pearce. Sensibilität abseits des Mainstream.

Das Duo Gema Y Pavel aus Kuba sprüht vor Temperament. Wenn’s darum geht, sich das Rauchen abzugewöhnen, wechselt Sängerin Gema auf “ Trampas Del Tiemo “ (Intuition/Wergo) schon einmal vom Rumba ins dramatische Opernfach. Viel Charme und Witz.

Wie sweet George Harrisons „My Sweet Lord“ als Bonbonmischung aus indisch-deutscher Devotion und amerikanischem Gospel sein kann, singt FELIX MARIA WOSCHEK auf „Blessings“ (Aquarius) vor. Mit der gestandenen Blues-Sängerin Mira Henderson nähert sich die Gruppe dem angestrebten Ideal eines überkonfessionellen GospeL.

Der bekannteste Griot, PODAY MUSA SUSO, spannt mit ,Jali Kunda“ (ellipsis/intuition) den Bogen von der traditionellen Form mit Harfen-, Xylophon- oder Trommelbegleitung zum elektronischen Sound. Unter Mitwirkung von Minimalist Philip Glass, Saxophonist Pharaoh Sanders, Musik-Kritiker Robert Palmer und Dramaturg Amiri Baraka werden die Einflüsse der Griot-Musik auf die amerikanische Kultur, speziell bei Blues und Rap, aufgezeigt.

Was die israelische Sängerin MEIRA ASHER auf „Dissected“ (EFA) an Ketzerei bietet, löste in ihrer Heimat Wellen der Empörung und der Begeisterung aus. Die Songs changieren sprachlich und musikalisch zwischen arabisch-indisch, hebräisch, afrikanisch und amerikanisch, Psalmtexte kippen um in weibliche Entdekkungen anatomischer Lust. Zum Gepinkel auf Gongs spricht das schreckliche Kind in reinstem Vatikan-Latein die Beichte (bezogen auf etwas, das nicht nur Priester hören wollen), während sie im Hintergrund zu Harfenklängen virtuos im indischen Drupad-Stil Koloraturen von tantrischer Sehnsucht singt Zwischendurch heizt Meira mit Percussion (bei Meistern diverser Kulturen gelernt) und Techno. Lesen Sie hierzu bitte auch die Besprechung von Peter Lau im Hauptteil.

Die norwegische Sängerin MARI BOINE erweitert das eigentümliche Jodeln Qoiken) ihres saamischen Volkes zu dramatischen Balladen, die sich vom Flüsterton zu langgezogenen Rufen steigern, angefeuert von hypnotisierenden Rahmentrommeln und wilden Improvisationen auf der verzerrten E-Gitarre oder Geige. Dann plötzlich Stille, eine einzelne Flöte wie der klagende Rufeines Vbgels. ,JEaUin“ (Motor/ Verve) bringt dichte, authentische Atmosphäre in diversen Mitschnitten von Konzerten.

Schweizer Gejodel und Volkslieder zu Techno-Beat, esoterisch angehauchte Heimatgedichte mit Walstimmen, Muezzin, Flamenco und Ambient-Space – beim nationalen Jodlerverband stieß CHRISTINE LAUTERBURG auf Unverständnis. Auch aufgeschlosseneren Zeitgenossen dürfte ihr fjbradiesvogel“ (BMG) zu bunt sein. Zu gegensätzlich sind die Eindrücke der 22 Tracks, der rote Faden fehlt.

Nach „Living Buddha“ – einer Dokumentation über die Suche tibetischer Mönche nach der Reinkarnation eines verstorbenen Meisters drehte Clemens Kuby einen Film über die Toda, ein kleines Naturvolk in Süd-Indien. Büdi Siebert komponierte den Soundtrack. Zusammen mit Ralf Illenberger (Gitarre) und Dorothea Ferber (Geige/Gesang) fühlt sich der Multi-Instrumentalist auf dem Album TODA: „On The Edge OfParadise“ (Araucaria/in akustik) in die wellenförmigen Gesangslinien der eigentümlichen Toda-Lieder ein.

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