Zodiac – Die Spur :: Start: 31.5.

Wiederholt hat sich Fincher in seinen Filmen bisher nicht. Gemeinsam ist ihnen lediglich das Böse, das sich brutal im Leben der Charaktere einnistet. So ist es auch bei „Zodiac“ über den gleichnamigen Serienkiller, der in den 70er Jahren an die drei Dutzend Morde begannen hat.

Aber nur auf den ersten Blick wirkt dieser Thriller wie eine filmische Reprise von „Sieben“. Mit nüchterner, protokollarischer Erzählweise verweigert Fincher sich der Dramaturgie des Genres, der typischen Zuspitzung auf einen Showdown und der Identitätsstiftung. Zodiac wurde nie gefasst. Folglich hat er im Film kein Gesicht, und auch seine Motive bleiben im Dunkeln. Licht fällt nur auf seine Verfolger, drei höchst unterschiedliche Männer, denen der Fall immer mehr zur Obsession wird. Der undurchschaubare Irre treibt sie allmählich in den Irrsinn.

Erstmals bekennt sich Zodiac, wie er sich selbst nennt, 1969 in einem Brief an die Zeitungen von San Francisco zum Mord an einem jungen Liebespaar. Beigefügt hat er eine chiffrierte Botschaft aus Symbolen, Anagrammen und griechischen Buchstaben, die angeblich seinen wahren Namen erhält. Doch entschlüsselt offenbart sie nur kranke Bekundungen: „Killing people is so much fun.“ Vor allem vom Code des Killers fasziniert ist Robert Graysmith (Jake Gyllenhaal), Karikaturist beim „SF Chronicle“, dessen autobiografisches Buch über den Fall als Vorlage für Fincher dient. Graysmith bleibt im Film allerdings zunächst eine Randfigur.

Sein Kollege, der dandyhafte Star-Reporter Paul Avery (Robert Downey Jr.), recherchiert in der Sache, parallel ermittelt der ehrgeizige Dave Toschi (Mark Ruffalo). Beide verlieren sich in einer Spirale aus Mutmaßungen und zunehmender Mutlosigkeit. Jahre vergehen, in denen Fincher die Fakten, Indizien und Analysen mit seltener Präzision abarbeitet – und das Rätsel erscheint doch nur verwirrender. Die schleichende Paranoia und Hilflosigkeit erinnert zuweilen an Alan J. Pakulas Verschwörungswerk „The Parallax View“. Dazwischen zeigt Fincher in knappen und kühlen Szenen ohne drohenden Score einige Morde des Täters. Zodiac ist der Name einer Uhrenmarke, und wie ein Uhrwerk läuft auch der Film ab.

Avery verfällt dann der Trink- und Drogensucht, und Toschi, der zum Vorbild geworden ist für „Dirty Harry“ und“Die Straßen von San Francisco“, gibt schließlich frustriert den Fall ab. Der Schlussakt gehört Graysmith. Und hier bricht Fincher mit seiner gewagten Kostruktion einer beklemmenden Sachlichkeit, die dem Unerklärlichen nicht Herr wird. Graysmith wühlt mit manischem Eifer nach einer Lösung, wobei hektischere Schnittfolgen, suggestive Musik und Gruselelemente die Atmosphäre verstärken. Als Graysmith furchtsam in einem finsteren Keller nach einer Kopie des Horrorfilms „The Most Dangerous Game“ von 1932 sucht, auf den Zodiac sich einmal bezogen hat, kommt Fincher auf plumpe Weise doch noch „Sieben“ nahe.

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