Robbie Williams bietet auf seiner Deutschlandttour eine routinierte Show und Entertainment für die ganze Familie

Mannheim, Maimarktgelände. Robbie Williams ist Illusionist. Er kann so tun, als wäre er Freddie Mercury, Tom Jones, Elton John, Sammy Davis Jr., einer der Hooligans von nebenan oder der verlassene Dackel auf der Autobahnraststätte – mehr oder weniger gleichzeitig, vor allem aber in einer Person. So viel multiple Persönlichkeit spricht fast alle an, deshalb pilgern über 300 000 Menschen in Deutschland zu seinen Shows, palavern sich „Morgenmagazin“-Moderatoren besoffen über Robbies Spielchen mit Dann Monogue oder bis zu drei von Charlies Engeln. Robbie kann aber auch simulieren, dass gut 65 000 Menschen auf der als Konzertarena getarnten grünen Wiese in Mannheim einen kollektiven Orgasmus haben, wenn er ihnen kurz Zungenspiele Marke Gene Simmons angedeihen lässt. Er gibt ihnen das Gefühl, mit allem Herzblut „Mr. Bojangles“ zu sein, ein tragischer Clown mit dem Zwang, sich zu produzieren oder ganz tief in eine Welt voller Selbsthass und Zweifel blicken zu dürfen, die sich in Stadionballaden wie „Come Undone“, „Feel“ oder „Strong“ fast intim präsentiert.

Entlarvt muss er sich fühlen, wenn er in Mannheim exakt dem selben Text-Drehbuch folgt wie zuvor in München oder Berlin. Den Trick mit den spontanen Witzen und Publikumsdialogen des geborenen Entertainers lässt das gewaltige und detailverliebte Medienballyhoo platzen, das diese Tournee eskortiert. Es ist nicht so, dass es deshalb keinen Spaß macht – es glaubt ja auch niemand, Copperfield sei tatsächlich Potter. Und das Motto der Zaubershow ist „Let Me Entertain You“. Das löst Williams ein. Nicht mehr, aber gewiss nicht weniger.

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