ROLLING STONE hat gewählt: Die 500 besten Alben aller Zeiten
Die 500 besten Alben aller Zeiten – vom ROLLING STONE gewählt. Ein Überblick über Musikgeschichte, Meisterwerke und Kultklassiker.

Neu!
Neu!
Brain, 1972
Eine der glühenden, rumpelnden Sonnen des Krautrocks, von so erstaunlicher musikalischer Schönheit, dass diese sechs Tracks eventuell sogar den fernen Tod unserer eigenen irdischen Sonne überdauern werden. Neu!, ursprünglich ein Ableger der frühen Kraftwerk, lassen ihre Musik in unerbittlichem Motorik-Viervierteltakt durch die Zeit gleiten, lebendig, sperrig, bis heute unverwüstlich. (SZ)

Pixies
Surfer Rosa
4AD, 1988
Auf dem Cover sehen wir eine barbusige Tänzerin, einen zerrissenen Vorhang, ein Kruzifix: Sexualität und Religion, Trieb und Schuldgefühle. Black Francis betet, will Sex, aber alles tut weh. Songs voller Abseitigkeiten, verbunden durch Dialogzeilen des Grauens („I said you fucking die“) und der Selbstironie („There were rumours he was into field hockey players“). (SN)

Metallica
Master Of Puppets
Elektra, 1986
Die perfekte Legierung aus berückend eingängigem Schönklang und brachialem Riff-Geballer. Thrash Metal mit melodischer Raffinesse ist also kein Widerspruch. James Hetfield zerknurrt grandios die Hooklines, aber noch generieren Gitarren den melodischen Überschuss. Und so kommt das beste Metallica-Stück aller Zeiten, das überirdische „Orion“, sehr gut ohne Gesang aus. (FS)

Talking Heads
Remain In Light
Sire, 1980
Brian Eno und David Byrne führen weiter, was sie auf „Fear Of Music“ (1979) begannen. Und wie! Der Post-Punk-Funk, die dissoziierten Texte, die afrokubanischen Rhythmen und das gute Gespür für ebenso kantige wie unwiderstehliche Hooks sind fabelhaft. Berühmt wurde „Once In A Lifetime“, das beunruhigende Lied über das Erwachen aus der Hypnose des Alltäglichen. (JS)

Paul Simon
Graceland
Warner, 1986
Siri, was ist kulturelle Aneignung? Kein Album ist so schwer und so leicht zu lieben wie „Graceland“. Paul Simons Neigung zum Leichten, zugleich Komplexen, seine mühelosen Melodien, die sich wunderschön mit den fröhlichen Jams verbinden, die er in Johannesburg aufgenommen hat, mit Bakithi Kumalos aberwitzigen Bassläufen und den Chören von Ladysmith Black Mambazo. (JJ)

The Cure
Disintegration
Fiction, 1989
Der mittlere Teil des Triptychons mit „Pornography“ und „Bloodflowers“. Nach „Kiss Me, Kiss Me, Kiss Me“ schrieb Robert Smith diese ausschweifenden, mäandernden Welt-schmerz-Etüden mit flächigen Keyboardkaskaden. Schwelgerische Traurigkeit liegt in den überlangen Stücken, und Smiths Gesang klingt wie Weinen. Das dunkelste Lied klingt am heitersten: "Lovesong". (AW)

Fehlfarben
Monarchie und Alltag
Welt-Rekord, 1980
Meisterwerk des deutschen Punk und Manifest einer Generation. Noch heute singen und murmeln wir bei Konzerten mit: „Was ich haben will, das krieg ich nicht. Und was ich kriegen kann, das gefällt mir nicht.“ Altersgenossen denken an die hölzernen Kneipen jener bleiernen Zeit. Flipper in der Ecke, RAF-Logo auf dem Klo, Aschenbecher immer randvoll. (JZ)

The Slits
Cut
Island, 1979
Debüt und zentrales Werk des feministischen Londoner Bandprojekts um Sängerin Ari Up, formiert 1976 im Aufgalopp des Punk. Später kommt Gitarristin Viv Albertine dazu. Die Songs sind chaotisch, aggressiv, rhythmisch, kompromisslos. Sie bleiben geniale Dilettantinnen, die live keiner Konfrontation mit dem Lederjackenpublikum ausweichen. 1981 ist ihre Aufgabe beendet. (RN)

The Jimi Hendrix Experience
Electric Ladyland
Track, 1968
Jimi Hendrix wollte das Trio-Konzept seiner Experience transzendieren und lud Musiker ins Studio ein. Die Aufnahmen, unterbrochen von lukrativen Gigs, dauerten über ein Jahr und kreuzten weiße und schwarze Musikgeschichte mühe- und übergangslos. Es ist immer noch ein Rock-Album, aber eines, „das dabei ist, sich in etwas ganz anderes zu verwandeln“ (David Stubbs). (FS)

Talk Talk
Spirit Of Eden
Parlophone, 1988
Die Antithese zum Synthie-Pop der Achtziger. In einem weiten, von Kerzen und Ölrädern beleuchteten Kirchenschiff ließen Songwriter Mark Hollis und Produzent Tim Friese-Greene Dobro-Gitarristen, Trompeter, Oboisten, Organisten und Geiger zu Rhythmus-Tracks improvisieren und mischten daraus eine Musik, die klang, als würde eine Jazzband Kirchenlieder spielen. (MB)