Salsa für die Welt – Nach den USA und Europa hat der Latino-Bazillus nun selbst Asien angesteckt.

Daß er Lateinamerika auf die popmusikalische Landkarte setzte, hat Ricky Martin daheim nicht nur Freunde eingebracht. Befragt man Celia Cruz, die „Queen of Salsa“, nach dem verblüffenden Boom, läßt sich die Verbitterung in ihren Worten nicht überhören: „Si no endende, no atiende – Wenn sie etwas nicht verstehen, wollen sie es auch nicht hören.“ Das westliche Publikum hat sich mit Salsa doch nur beschäftigt, wenn er ihm von Gloria Estefan oder nun Ricky Martin mundgerecht vorgesetzt wurde – in Englisch natürlich! Das Interesse an Leuten wie mir oder Tito Puente mag zwar in den letzten Jahren gewachsen sein, aber im Radio spielt man uns trotzdem nicht.“

Was aber nicht verhindern konnte, daß rüstige Musikrentner aus Kuba die westlichen Pop-Charts aufrollten und nun allerorten für ausverkaufte Hallen sorgen – und zwar eben nicht mit einem kommerziellen Salsa-Derivat, sondern mit authentischem Stoff.

Daß die USA immer ein dankbarer Abnehmer für die Musik aus Lateinamerika waren, ist bei 31 Millionen US-amerikanischer Latinos nicht weiter verwunderlich. Mit der Beantwortung der Frage, warum nun aber auch der deutsche Dichter und Denker seine subtropische Ader entdeckt, tut man sich etwas schwerer (s. Kasten rechts). Und daß die Salsa-Welle inzwischen selbst so wenig karibische Staaten wie Japan und Indien überrollt, stellt die Musikbranche vollends vor ein Rätsel.

Sonys US-Chef Tommy Mottola, der mit Jennifer Lopez und Marc Anthony gleich zwei Eisen im Crossover-Feuer hat, will auf die Zeichen der Zeit jedenfalls zügig reagieren. Angesichts der Tatsache, daß sich der Musikmarkt in immer kleinere Nischen aufsplittere, erklärte er „Latin Music“ kurzerhand „zu unserem künftigen Kerngeschäft“.

Emilio Estefan, Produzent und graue Eminenz der US-Latino-Musik, ist ebenfalls überzeugt, daß der momentane Boom keine modische Seifenblase ist. „Vor zehn Jahren setzte mich eine Plattenfirma vor die Tür, weil ich darauf bestand, bei Studiosessions Congas einzusetzen. „Weg damit!“, hieß es. „Und die Bläser und Timbales gleich mit!“ Inzwischen laufen die Leute in den Laden, um Platten von Arturo Sandoval oder dem Buena Vista Social Club zu kaufen! Keine Frage: Eine neue Generation hat die Latin Music für sich entdeckt.“

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates