Selber doof! Selber doof! – Mit der Mediengruppe Telekommander macht die Kulturkritik endlich wieder Spaß

Es war die soziologisch interessanteste Vorband-Hauptband-Paarung, seit The Darkness einheizenderweise die Meat Loaf-Fans irremachten: die immerfrohen, unverwüstlichen Sportfreunde Stiller, die für ein paar Konzerte ihrer Burli-Tour die Mediengruppe Telekommander verpflichteten. Die nicht — unbedingt weniger lebensfroh sind, doch in ihren Texten deutlich garstiger ans Werk gehen als die alten Herren des Wohlfühl-Pops. Das Unbehagen in der Medienkultur ist das große Thema auf „Die ganze Kraft einer Kultur“, dem Debütalbum des Münchner-Salzburger Duos (das jetzt in Berlin ansässig ist), dessen es sich mit einmal-alles-Konzept annimmt: Hiphop-Slogan-Gesang, Elektrobeats, Gitarren.

„Gib mir ein T-Shirt mit Andreas Baader drauf und einen Catwalk für den Tagtraumdauerlauf“ ist die meistzitierte Textzeile der Mediengruppe, weil sie anschaulich zeigt, worum es geht: um Zeichen, die im Trendgetümmel ihren Sinn verloren haben. Mit ihrer Kritik sieht sich das Duo dabei weniger in einer Punk-Tradition, mehr als Kabarettisten: „Denn die sind auch immer selbst Teil des Systems, über das sie lästern“, sagt Florian Zwietnig. Ihre Kritik schließt immer den Kritiker mit ein. Als hätte sich Adorno eine „Frankfurt“-Städtejacke übergezogen.

„Unsere Texte provozieren ganz bewusst zum Mitgrölen, so Ibiza-Style“, sagt Gerald Mandl. Damit man, während man mit der Mediengruppe über polyphone Klingeltöne höhnt, milde schuldbewusst an die jüngst erstandene Buffy-Titelmelodie denken darf. Das komische Krönchen, das „Sprachrohr eines neuen Medienmisstrauens“ zu sein, hat das Feuilleton dem Duo schon aufgesetzt. Mit ähnlich gesinnten Bands wie Die Türen und Das Bierbeben, die allesamt auf dem Sampler-Album „Agenda 2010“ (Lado) sind, könnte man eine schöne neue Agit-Pop-Welle zusammenschludern. Vorsicht, ein Trend geht um, sagt die Mediengruppe: „Den Sampler hat Severin zusammengestellt. Unsere Gemeinsamkeit ist, dass wir alle Severin kennen.“

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