Selfmade-Starkult

Klauen und beklaut werden - DAFT PUNK haben längst gelernt, aus der Not eine Tugend 2x1 machen

Thomas Bangalter ist ein Filou. Auf der einen Seite schließt er seine Produktionsfirma Daft Life mit Virgin Records, der Internet-Security-Firma Intertrust und dem Vertrieb Zomba Music zusammen. Mit vernetztem Marktwissen kreieren sie den so genannten „Daft Qub“, der als ultimative Fansite mit Hilfe eines interaktiven Fensters auf der neuen CD -Discorery“und einer Mitgliedskarte ungeahnte Möglichkeiten des Starkultes eröffnet. Das sei „eine konstruktive Antwort auf die Napster-Leute, denen die Musik zu teuer ist oder die meinen, sie würde überhaupt nichts wert sein“. Spricht’s vorsichtshalber mit einem Augenzwinkern – und weiß doch zugleich, dass er ebenso angreifbar ist wie viele der User, die sich bei seinem Ideengut bedienen.

Denn auf der anderen Seite ist das zweite Album des französischen Tüftler-Duos eine bunte Assoziationsreise durch die Klang- und Tanzkultur der 70er Jahre. Bangalter und sein Kompagnon Guy-Manuel de Hörnern Christo, die sich optisch zur Zeit bevorzugt als eine Mischung aus den Residents und Lord Helmchen präsentieren, bedienen sich großzügig in der Erinnerungskiste der Popmusik und zitieren mal die Buggles, mal lOcc oder auch New Order, ohne die Adaptionen tatsächlich zum Plagiat werden zu lassen. Das ist clever, denn damit passen sie sich perfekt in eine Szene ein, die sie seit vier Jahren mit gestaltet haben.

Dabei hatte niemand erwartet, dass aus dem Schülerduo überhaupt einmal eine nachweisbare Größe im Musikgeschäft würde. Als die Jungs sich 1987 in einer Pariser Schule kennen lernten, waren sie verhuschte Teenager, die vor allem die Liebe zur Musik der Beach Boys verband. Als dann die Golf-Generation begann, sich mit üppigen Raves selbst zu feiern, schraubten sie das erste Projekt zusammen. Sie nannten sich Darlin brachten es 1992 bis zu einem Song auf einem Stereolab-Sampler und waren weiterhin eine kleine Nummer. Doch die Burschen blieben beharrlich.

Zwei Jahre später veröffentlichten Bangalter und Hörnern Christo die erste Single unter dem neuen Logo Daft Punk. Sie tingelten sich über Club-Tourneen nach oben, bis ’97 endlich der Durchbruch mit „Homcwork“ kam. Das Album gelangte mit einfallsreichem Dance-Sound und schrägen Videos in die Hitlisten und verschaffte dem Duo Kult-Status in der Szene-Hipster. Auf einmal standen die Herren Prominenten Schlange, ließen sich – wie die Chemical Brothers – ihre Songs remixen. Daft Punk genossen den Ruhm und machten nebenbei mit anderen Projekten ein wenig Karriere, Bangalter beispielsweise unter dem Namen Stardust.

In aller Ruhe collagierten sie ihren zweiten Wurf, der nach dem Erfolg der Single „One More Time“ wohl die Sommerparties abräumen wird. Daft Pank haben nämlich nicht nur ein Gespür für wirkungsvolle Sounds, sondern auch einen Sinn für die Bedürfnisse des Geschäfts. Schon deshalb werden sie den Diskotheken noch lange erhalten bleiben.

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