Sonic Youth

Battery Park, NYC: July 4th, 2008

Ein Live-Mitschnitt aus der Spätphase der Noise-Band

Sonic-Youth-Konzerte konnten frus­trierend sein: Über viele Jahre dauerten sie gerade mal 70 Minuten und bestanden meist aus 13 Songs. Das Verhältnis Klassiker zu aktuellem Material betrug 3:10, ein selbstbewusstes Statement, aber eben auch großes Pech, falls die beworbene neue Platte keine Großtat war. Erst in den letzten Jahren ihrer Live-­Karriere ließ sich die Band zu aus­gewogenen Abbildungen ihres ­anschwellenden Back-Katalogs hinreißen. Konzerte wie längere Galas, die den experimentellen Noise der Anfänge feierten, die kompakteren Lieder der frühen Neunziger und ­jene um die Jahrtausendwende entstandenen, fast schon jazzigen Epen.

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Der New-York-Gig von 2008 im Rahmen des „River To River“-Festivals fand zwar nach 45 Minuten sein Ende. Aber den Musikern gelang ein Querschnitt ihres Schaffens, von „She Is Not Alone“ des 1982er-Debüts über Hits wie „100%“ bis zum Lee-Ranaldo-Favoriten „Hey Joni“ und Kim Gordons Lieblingssong, dem romantischen Pop von „Jams Run Free“. Nun waren Sonic Youth ­eine Band, die Studiofassungen live beschleunigte, was ein wagemutiges Unterfangen war, aber auch ihrem Punk-Ideal entgegenkam: Haltung und Furor waren wichtiger als Präzision. Deklamationen der Aggression wie „The Wonder“ profitierten davon, ozeanischer Lärm wie „The Sprawl“ ebenso, auch weil mit Mark Ibold von Pavement die Besetzung um einen Bassisten erweitert wurde, was Urbassistin Gordon zeitweise zur dritten Gitarristin machte.

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Aber ein herrlich mäuschenhafter Song wie „Bull In The Heather“, der Surf-Twang, abrupte Pausen und plötzlich einsetzenden Krach fantastisch miteinander verband, kam auf der Bühne nie zur Geltung. Sonic Youth live, das bedeutete: Zero tolerance for silence.
Vielleicht erstaunen ihre Live-Mitschnitte noch mehr als die Studiowerke: Songs, intoniert wie von den talentiertesten 19-Jährigen, die man sich vorstellen kann, von Teenagern also, die wirklich für den Moment spielten. (­Matador)