SS-Mitgliedschaft von Horst Tappert: Hat das ZDF „Derrick“ für immer verbannt?

Seit drei Jahren steht der Verdacht im Raum, dass Schauspieler Horst Tappert (1923-2008) in der Waffen-SS gedient haben könnte. Seitdem zeigt das ZDF keine Wiederholungen mehr von „Derrick“.

Viele Jahrzehnte galt „Derrick“ als eine der beliebtesten Krimi-Reihen der Deutschen. Das Programm wurde zur Zeit der Ausstrahlung von 1974 bis 1998 in zahlreiche andere Länder verkauft, selbst in Japan war der von Horst Tappert gespielte Kommissar mit den voluminösen Tränensäcken Kult.

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Doch seit 2013 Indizien dafür aufgebracht wurden, dass der 2008 verstorbene Tappert bei einer Flak-Abteilung unter dem Kommando der Waffen-SS gedient haben könnte, ist es ruhig um die TV-Serie geworden. Der Solinger Politikwissenschaftler Jörg Becker hatte bei Recherchen für ein Buch herausgefunden, dass der gebürtige Elberfelder von 1943 an als Panzergrenadier für das so genannten SS-Regiment „Totenkopf“ tätig war. Obwohl kein endgültiger Beweis erbracht wurde, dass der Schauspieler an einem Kriegsverbrechen beteiligt war, nahm das ZDF nach der Veröffentlichung die Wiederholungen von „Derrick“ aus dem Programm.

Bevormundung des Zuschauers?

Wenn es nach einem Bericht von „Bild“ geht, bleibt das auch in Zukunft so. „Das ZDF plant auch weiterhin keine Wiederholungen“, teilte ZDF-Sprecher Peter Gruhne dem Blatt mit. Wie stets in solchen Fällen bleibt die Frage, wie die nicht zweifelsfrei nachzuweisenden Verfehlungen der Vergangenheit mit der Lebensleistung aufgerechnet werden können. Fritz Wepper, langjähriger „Derrick“-Assistent, verteidigte seinen Kollegen deshalb auch in „Bild“: „Man muss eine persönliche Vergangenheit auch immer im Verhältnis zur damaligen Zeit einordnen“, sagte der 74-Jährige. „Ein Stück TV-Kult, das Millionen mögen, zu verdammen, weil die Geschichte eines Darstellers Fragen aufwirft, halte ich für übertrieben und eine Bevormundung der Zuschauer.“

Inzwischen hat sich auch das ZDF zu dem Bericht geäußert und deutlich gemacht, dass man „Derrick“ nicht dauerhaft abgesetzt habe. Man plane zwar derzeit keine weiteren Wiederholungen auszustrahlen, sagte ein Sprecher des öffentlich-rechtlichen Senders. Doch das müsse in Zukunft nicht so bleiben. Konkrete Vorstellungen, wann der Fernsehkommissar doch wieder auf der Mattscheibe zu sehen sein könnte, gebe es aber nicht.

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