Stehaufmännchen Wolf Maahn hat mit Londoner Musikern ein Soul-Album aufgenommen – befürchtet aber alte Vorurteile

Baß und Schlagzeug poltern vom Mikrochlp, die Alleinunterhalter-Orgel plärrt sentimentale Melodien dazu. „Anderthalb Jahre habe ich das Ding aus dem Second-Hand-Laden überall mit mir rumgeschleppt“, erinnert sich Wolf Maahn. Dann endlich hatte er die Songs für jene Platte beisammen, die „der Vision meines Lebens ein Stück näher kommt als alle anderen davor. Und jetzt“, furchtet der gebürtige Berliner mit Wohnsitz Köln und lächelt dennoch fest unmerklich, „bereite ich mich darauf vor, wie immer der Deutschrocker genannt zu werden, obwohl ich gerade ein Soul-Album gemacht habe.“

Ein bißchen mehr Pech zu haben aber als der Rest der Weit ist Maahn gewöhnt Zwar bastelten ihm die Kritiker vor 15 Jahren für Alben wie „Bisse und Küsse“ und irgendwo in Deutschland“, die er mit seine Band Die Deserteure eingespielt hatte, hübsch dekorierte Altäre und trat er 1985 als erster Deutscher im Rockpalast auf. Als es aber daran ging, diesen Orakeln zu vertrauen und endlich die Westernhagens und Grönemeyers zu überholen, gingen ihm Sprit oder Mut oder beides aus. Oder fehlte wieder nur das bißchen Glück? „Ich bin halt auf den geprüften Live-Musiker abonniert“, hat er sich die Antwort zurechtgelegt, „Mir fehlte dann einfach der Vollplayback-Auftritt in einer großen TV-Show am Samstagabend.“ So war das also.

Doch der heute 44jährige ist nicht verzagt und las fortan mit Genuß, er habe mal wieder, ob nun dank englischer Texte oder rauhrockiger Springsteen-Sounds, den Stilwechsel gewagt und wieder nur in kommerziellen Kategorien verloren. „Komisch, daß sich bei den Beatles oder Robbie Williams jeder über Veränderungen freut, es einem in Deutschland aber immer als Fehltritt ausgelegt wird. Ich betrachte es als große Kunst, beim Alterwerden nicht zu verblöden, keine Muster im Kopf auf ewig zu installieren und sich nie mit sich selbst zu langweilen.“

Deshalb also nun die Reisen mit der Kinderorgel, mit der er irgendwann in London hängenblieb, „um den Cracks dort meine Songs vorzuspielen“. Und siehe da, es hat gefunkt. Das Line Up seines neuen Albums „Soul Maahn“ wird Kollegen vor Neid erblassen lassen. Musiker wie Pino Palladino und Phil Palmer, Programmierer wie Guy Fletcher und Cameron Jenkins oder Engineers wie Stephen W. Taylor senden ihre Rechnungen sonst immerhin an Eric Clapton und George Michael, Björk, Tina Turner. „Und ich“, setzt Maahn unarrogant noch einen drauf, „habe die nicht für einen Loop oder Song gemietet, sondern eine ganze Platte mit ihnen erarbeitet“ Otis Redding oder Sam Cooke müssen zwar nicht um ihre Sessel im Olymp furchten, aber „meine Musik“, so Maahn, „hat schon früher die Geburtenraten meßbar beeinflußt“ Das ist doch auch ein schöner Erfolg.

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