Stereophonics

Wird das walisische Trio noch die nächste „größte Band der Welt" werden? Noel Gallagher hätte wohl nichts dagegen - er ist bekennender Fan von Songwriter und Sänger Kelly Jones

Eigentlich ist Noel Gallagher kein Fan. Als er im letzten November jedoch in Dublin mit Stereophonics-Sänger Kelly Jones aufbat und dessen neue Songs zum ersten Mal hörte, konnte er seinem Saufkumpan nur anerkennend auf die Schulter klopfen. Mce orte, matel Das will was heißen. Schließlich sind die beiden außerhalb des Pubs große Konkurrenten. Als sich im letzten Jahr die Gerüchte um das Ende von Oasis verdichteten, hatten selbst hier zu Lande die Feuilletionisten schnell die Nachfolger als „größte Band der Welt“ ermittelt: die Stereophonics aus Wales! Eine voreilige Inthronisation zu diesem Zeitpunkt: Das Jahr 2000 war keine allzu produktive Zeit für Kelly Jones, Stuart Cable und Richard Jones. Die Veröffentlichung des letzten Albums „Performance And Cocktails“, im Übrigen eine ziemlich mediokre Angelegenheit, lag bereits über ein Jahr zurück. Auch die gemeinsame Single mit Tom Jones, eine Coverversion von „Mama Tbld Me Not Tb Come“, war wenig inspirierend.

Was vielleicht auch daran lag, dass Kellyjones hier nicht wie Kelly Jones sang.

Normalerweise ist seine Stimme ein Killerinstrument. Rau und weich zugleich – die Erotik der Heiserkeit Aber die Stereophonics hätten sich diesem Projekt unmöglich verweigern können: „Wenn du in Wales Tom Jones nicht magst, wirst du erschossen.“ Nun aber hat Noel seinen Segen gegeben, und auch alle anderen, die Sänger Kelly Jones jüngst auf seiner Solo-Akustik-Tour bewundern durften, haben „Lying In The Sun“ und „Have A Nice Day“ in ihr Herz geschlossen.

2001 könnte also das Jahr der Phonics werden. Zunächst erscheint im März die Single „Mr. Writer“, dann am 9. April ihr neues 4-Sterne-Album J.E.E.P.“ (kurz für Just Enough Education Tb Perform“), aufgenommen in Peter Gabriels Studio in Bath und abgemischt in New York. Man darf sich auf Gospel-Sängerinnen und einen Slide-Gitarristen freuen – und auf noch viel mehr Sterne am Stereophonies-Firmament. Kelly Jones hat auf seine bisher so typische „Haudrauf-Methode“ verzichtet, die den Brit-Poppern vor allem unter „Kerrang“-Abonnenten eine Fangemeinde bescherte. Welch eine Verwandlung! Stühlerücken ist angesagt im Studio von „MTV Unplugged“. Wir stellen vor: Kelly Jones, einer der fünf besten Songwriter Großbritanniens. „Wir sind nicht berühmt Wir sind immer noch dieselben einfachen drei Leute“, versucht Bassist Richard Jones den Ball flach zu halten. Einfache Leute, die zu ihrer eigenen Hochzeit 20 Minuten zu spät kommen.

Alle drei stammen aus der kleinen südwalisischen Ortschaft Cwmaman und kennen sich seit frühester Kindheit. Kelly und Stuart spielen zusammen, seit sie 11 sind. 1996 wurde es ernst ein Plattenvertrag für die Band, die zunächst „Tragic Love Company“ hieß (eine Kombination ihrer drei Lieblinge The Tragically Hip, Mother Love Bone und Bad Company). Erstes Album („Word Gets Around“) im August 1997, Platz 6 in den UK Charts. 1998 „Best New Band“ bei den Brit-Awards. Und so weiter. Inzwischen gehen ihre Platten millionenfach über die Ladentische. Kelly Jones schreibt längst keine Songs mehr über das Leben in der Kleinstadt wer so viel in der Weltgeschichte unterwegs ist, darf seine Songs mit „San Francisco Bay“ beginnen.

Wenn die Stereophonics dann bei einem Auftritt vor 50 000 Zuschauern die walisische Nationalflagge schwenken und ihre eigene Rugby-Hymne „As Long As We Beat The English“ anstimmen, dann ruft das eine Diskussion im ganzen Königreich hervor. Wo hört Patriotismus auf, wo fangt Nationalismus an? Dabei war es doch ganz einfach: „Wir haben Aktien im Flaggengeschäft, das ist alles.“ Die Stereophonics wurden Nationalhelden – und von BBC Wales zu Cartoon-Helden gemacht um Rugby-Nationenturniere zu bewerben. Wenn du in Wales die Phonics nicht magst, wirst du erschossen.

Kelly Jones bekommt inzwischen sogar Filmangebote. Baz Luhrman (, ,Romeo & Julia“) wollte ihn für eine Love-Story gewinnen. Aber Kelly war noch zu sehr mit dem Vorbereitungen für JJEEJ*.“ beschäftigt „Ich glaube nicht dass ich schauspielern kann“, gesteht et, „aber für die Zukunft ist das natürlich eine Option. Man macht Unmengen Geld und verliert jede Art von Credibility. Nur Elvis kam damit durch, zu singen und Filme zu machen.“ Nach der „Roadshow“ wollen die Stereophonics im Juli das größte Konzert in Wales aller Zeiten geben. Fehlt nur noch der Durchbruch in Amerika. Aber jetzt da man das Label mit den Black Crowes teilt, dürfte eine gemeinsame Tour nur eine Frage der Zeit sein. Und wann bekommt Cwmaman ein Musikerdenkmal?

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