Stolz ohne Oscar

Mit Musikern versteht sich Mickey Rourke besser als mit Film- Kollegen. Er lässt sich nicht nur von Bruce Springsteen inspirieren.

Unter Produzenten, Regisseuren und Schauspielern in Hollywood hat sich Mickey Rourke nicht viele Freunde gemacht, mit Musikern scheint er sich dagegen blendend zu verstehen. Axl Rose dankt Rourke im Booklet zu „Chinese Democracy“ – dass die beiden Außenseiter ihre Freundschaft beim Austausch von Botox-Erfahrungen vertieft haben, liegt im denkbaren Bereich. Auf jeden Fall bewies Rose seine Solidarität, als Rourke ihn fragte, ob der Guns N‘ Roses-Song „Sweet Child O’Mine“ für „The Wrestler“ benutzt werden dürfe. Er erlaubte es nicht nur, sondern stellte das Lied sogar kostenlos zur Verfügung.

Auch Bruce Springsteen war bekanntlich hilfreich und schrieb den Titelsong. Rourke schildert, wie es dazu kam: „Noch während der Dreharbeiten wusste ich, dass wir hier etwas ganz Besonderes hatten – sicher den besten Film, an dem ich je beteiligt war. Wir überlegten, welche Musik wir einsetzen könnten, und weil ich mich vor Szenen oft mit Springsteen-Songs in Stimmung brachte, schlug ich vor, Bruce zu fragen, der seit Jahren ein Freund ist. Ich schrieb ihm einen langen, sehr persönlichen Brief und legte das Drehbuch dazu. Wochen vergingen, Springsteen war zu der Zeit auf Tour in Europa.

Bis ich eines Tages Antwort in Form des Songs bekam, der nun während der Schluss-Credits läuft. Er trifft die Seele des Filmes und der Figur. Und ich wusste nichts, was mich in meiner Karriere je stolzer gemacht hätte als das Gefühl, Bruce ein wenig Inspiration zurück gegeben zu haben.“

Einen Golden Globe bekam Springsteen für das Stück schon, aber dass es eben erst während der Schluss-Credits eingesetzt wurde, hat ihm nach Ansicht einiger Experten die Oscar-Nominierung gekostet. Von 49 möglichen Film-Liedern wählte die Academy nur drei aus. Richard Kraft, der Agent vom Soundtrack-Spezialist Danny Elfman, spekuliert: „Ein Song, bei dem im Hintergrund etwas los ist, hat einfach mehr Chancen als einer, bei dem nichts passiert. Es ist schwierig, mit dem Musik-Video am Ende von .Slumdog Millionaire‘ mitzuhalten. Bei ,The Wrestler‘ laufen halt nur die Namen von Kameramännern und so weiter durch.“ Nicht so spannend also – da kann man offensichtlich schon mal überhören, wie wunderbar das Lied ist.

Auf dem Soundtrack zu „The Wrestler“ (Koch/ Groove Attack) ist Springsteens Lied schließlich gar nicht vertreten, dafür finden sich dort – von zwei Hip-Hop-Tracks abgesehen – lauter Hairmetal-Hymnen der 80er Jahre: von Quiet Riots „Bang Your Head“ über Cinderellas „Don’t Know What You Got“ bis zu Accepts „Balls To The Wall“. Auch die Scorpions und Slaughter, Ratt und Firehouse sind dabei. Rourkes Freundeskreis schließt auch einen eher ungewöhnlichen Vertrauten ein. 2003 spielte Rourke in Larry Charles‘ „Masked And Anonymous“ mit, weil Bob Dylan ihn darum gebeten hatte. Die beiden hatten sich übers Telefon angefreundet, nachdem Dylan ihn eines Nachts angerufen hatte: „Ich fragte: ,Wer ist dran?‘, er sagte: ,Bob.‘ Ich: .Welcher Bob?‘ Er: ,Du weißt schon… Bob.‘ Oh fuck, Bob Dylan. Ich gab ihm ein paar Ratschläge, und wir wurden Freunde – soweit man mit Dylan befreundet sein kann. Er redet nicht so gern… Aber er ist einer der interessantesten Menschen der Welt.“

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