Taj Mahal – Hamburg, Westport

Alle Jahre wieder im Juli wird in Hamburg vor den Deichtorhallen unweit des Hauptbahnhofs ein großes, rundes Zelt aufgebaut Dann ist Zirkus an der Elbe, Musikzirkus. Daß ausgerechnet Taj Mahal das zehntägige Gemischtwarenprogramm zum zehnjährigen Jubiläum des „Westport“-Festivals eröffnen durfte, machte da durchaus Sinn. Schließlich verkörpert der 57jährige Traditional-Allrounder den grenzgängerischen Charakter der Veranstaltung perfekt, ohne dessen Beliebigkeit freilich. Und zudem: Soviel Taj wie derzeit war ja wohl noch nie.

Da ist eine Retrospektive älterer Pioniertaten, da ist ein „Best Of“-Verschnitt aktuelleren Materials, da kommt in diesen Tagen noch ein Album mit dem afrikanischen Kora-Spieler Toumani Diabate („Kulanjan“). Ja, und dann war da noch diese Sache mit Hawaii. Zwölf Jahre lebte Mahal auf dem Insel-Archipel, genauer: auf Kauai. Und nun das: Hawaii in Hamburg.

Nachdem Linda Tillery & The Heritage Choir ihre Anmut selbst gegen die Zumutungen zu vieler TV-Kameras behaupten, mit selbstbewußt inszeniertem Ensemble-Glück zwischen Soul-Elevation und Gospel-Ekstase begeistern konnten, standen dann acht, sämtlichst in mehr oder minder schrille Hawaii-Hemden gehüllte Männer auf der Bühne, die sich neben klassischem Blues-Instrumentarium auch um so hübsch exotische Musikwerkzeuge wie eine Hawaiian Steel Guitar und gleich drei verschiedene Ukulelen zu kümmern hatten.

Das taten sie mit jener Mischung aus Hingabe und Beiläufigkeit, die Semi-Profis im Jahresurlaub eigen zu sein scheint Ein regelmäßiger eingestreuter Off-Beat brachte Bewegung in die Bude. Ska? Reggae? Irgendwas in der Richtung. Und wenn gar nichts mehr half, schwang Taj halt die kleine Entertainment-Keule des charismatischen Bühnenroutiniers.

„Everybody is somebody“, lautete die Devise des Abends, die der Hüne Mahal schon früh ausgegeben hatte. Vielleicht können Utopien heute nur im Fernen blühen. Und im Fernweh.

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