The Feeling

bringen die guten alten Pop-Klischees

Jede Band, die plant, demnächst die Welt zu erobern, braucht einen zünftigen Gründungsmythos. The Feeling besitzen definitiv den Willen zum großen Erfolg, und dessen Wiege wird die Pop-Geschichtsschreibung dereinst in den französischen Alpen lokalisieren. Denn dort, in den Apres-Ski-Bars von Meribel und Chamonix, wuchs das Quintett aus London und Sussex zur perfekt geölten Unterhaltungsmaschine. Von Januar bis April 2001 absolvierte man bis zu drei Auftritte täglich mit so abgenudelten wie zeitlosen Popklassikern, und seitdem, erzählt Frontmann Dan Gillespie, besteht die Band nicht nur aus passablen Snowboardern, sondern weiß vor allem, „was die Leute hören wollen“.

Die in Frankreich erworbenen Erkenntnisse hat man nun umgesetzt auf dem Debüt „Twelve Stops And Home“. Jeder einzelne der darauf versammelten Songs scheint fest davon überzeugt, ein Hit werden zu können. Kein Wunder, haben ihm seine Urheber dazu doch allerhand mitgegeben: süßliche Harmoniegesänge, viel „Nanana“ und „Aahaahaaaa“, jedes verfügbare Popklischee von vor 1976 und vor allem Melodien, deren Eingängigkeit an Unverschämtheit grenzt.

So dreist die Songs, so höflich die Band selbst. Zum Interview erscheint man ebenso im feinen Zwirn wie zum Auftritt im Berliner Postbahnhof. Dort wird die Pete-Townshend-Gedächtniswindmühle aufgeführt und das Publikum so lange zum Mitklatschen genötigt, bis ihm die letzte lässige Reserviertheit abhanden kommt. „Wir geben einen Scheiß auf Coolness!“ ruft Gillespie und eröffnet eine neue Runde Hochleistungsentertainment mit Begeisterungsgarantie und ohne Reue.

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