Tonhalle, München: Pete Doherty und seine Babyshambles erfüllen Klischee und Erwartung

Man ist gar nicht gefasst auf einen solchen Einstieg. Man denkt „Totalabsturz“ oder „Überdosis“, und dann fegen „Carry On Up In The Morning“ und „Delivery“ mit einer Verve über die Bühne, wie man sie nicht mal von den Libertines kannte. Jeder Ton sitzt perfekt unperfekt. Man müsse gute Babyshambles-Konzerte suchen wie die Nadel im Heuhaufen, schrieb jemand im Netz. Aber wer würde ernsthaft daran zweifeln, dass Pete Doherty eine Nadel findet, wenn er eine Nadel sucht? Allerdings springt dieselbe schon beim dritten Song aus der Rille. Als hätte ihm jemand den Strom abgedreht, unter dem er gerade noch stand, dölmert Doherty dahin. Fahrig wirkt er, torkelt trunkenboldisch, macht Faxen, nuschelt. Doch die Fans fressen ihm ergeben aus der Hand mit den abgenibbelten Fingernägeln. Die Jungs im Pete-Look mit zerknautschten Hüten und Altmännerwesten johlend, die Mädchen kreischende kleine Kates. Fallen sie tatsächlich auf die abgedroschene Sex-Drugs-&-Rock’n Roll-Nummer rein, die der besoffene Boulevardblattbimbo da inszeniert? „Tell me what can you want now you’ve got it all“, belfert Doherty in einem lichten Moment. Da geht einem auf, warum man über das ganze Gepose hinwegsehen konnte, als die Libertines diesen Song – „Time For Heroes“ – noch gemeinsam sangen, obwohl einem auch damals schon nichts Besseres dazu einfiel als „dreckig“ und „hingerotzt“ und Sex und Drugs und Rock und Roll.

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