Trumps Rolltreppen-Eklat bei der UNO und die Politik der Peinlichkeit
Trumps Rolltreppen-Eklat bei der UNO wird zur Staatsaffäre – aus Angst vor Peinlichkeit inszeniert er Sabotage und fordert Vergeltung.
US-Präsident Donald Trump entging am Dienstag nach Darstellung seiner Unterstützer nur knapp dem Tod, als eine Rolltreppe im Hauptquartier der Vereinten Nationen kurzzeitig stehenblieb. Für rechte Kommentatoren war dies ein gezielter Sabotageakt, der ihn einer hypothetischen Schusslinie ausgesetzt habe.
Trumps Obsession mit Rolltreppen
Der 79-jährige Präsident musste während der Generalversammlung tatsächlich eine Rolltreppe – de facto eine Treppe – hinaufsteigen, nachdem das Gerät stoppte, just in dem Moment, als er und First Lady Melania Trump auftraten. Trump zögerte verwirrt, ehe er seiner Frau nach oben folgte.
Trump ist seit Jahren auf Rolltreppen fixiert – nicht zuletzt, weil er 2015 auf einer goldenen Rolltreppe im Trump Tower seine Kandidatur bekanntgab. Dass ihn nun ausgerechnet dieses Symbol im Stich ließ, konnte er kaum hinnehmen. Anstatt die Erklärung der UNO zu akzeptieren – ein eigener Kameramann habe versehentlich den Sicherheitsmechanismus ausgelöst – sprach Trump von Sabotage.
Auch in seiner Rede vor der Generalversammlung jammerte er: „Das sind die zwei Dinge, die ich von den Vereinten Nationen bekommen habe: eine schlechte Rolltreppe und einen schlechten Teleprompter.“
Das Weiße Haus reagierte scharf. Pressesprecherin Karoline Leavitt erklärte: „Falls jemand die Rolltreppe absichtlich stoppte, muss er sofort gefeuert und untersucht werden.“
Reaktionen von rechts
Trumps Medienverbündete schlugen ähnliche Töne an. Fox-Moderator Jesse Watters forderte, die USA sollten „entweder die UNO verlassen“ oder „sie bombardieren“. Kommentator Will Chamberlain twitterte: „Wenn jemand Trump ermorden wollte, war dies ein perfekter Moment, ihn einfrieren zu lassen.“
Zurück im Oval Office sprach Trump auf Truth Social von einem „finsteren Ereignis“, möglicherweise „dreifacher Sabotage“ – Rolltreppe, Teleprompter, Audio. Er forderte Festnahmen: „Es ist ein Wunder, dass Melania und ich nicht stürzten. Das war eindeutig Sabotage.“
Eskalierende Fantasien
Trump verwies auf einen Bericht der „London Times“, wonach UNO-Mitarbeiter gescherzt hätten, die Rolltreppe abzuschalten. Er verlangte, alle Sicherheitsaufnahmen zu sichern, die Geheimdienste seien eingeschaltet.
Seine Worte befeuerten die Debatte. Von Todesgefahr bis hin zu bizarren Szenarien – Trump-Verbündete sprachen von „Fleischwolf-ähnlicher Zermalmung“ oder einem „massiven Risiko“. Fox-Moderatorin Maria Bartiromo warnte: „Der Präsident hätte extrem verwundbar sein können.“ Abgeordneter Greg Steube erklärte: „Das war kein Zufall.“
Politik der Peinlichkeit
In Wahrheit drohte Trump nur ein wenig Bewegung, die für seine Konstitution problematisch sein mag. Doch die Aufregung dreht sich weniger um echte Gefahr, sondern um die Angst vor internationaler Blamage.
Trumps Rede war ohnehin eine Stunde voller Selbstbeweihräucherung und Falschbehauptungen. Doch für seine Anhänger ist das Bild eines schwachen Mannes, der an einer defekten Rolltreppe scheitert, weitaus bedrohlicher. Der Reflex: mit Härte reagieren.
Wenn das Machtsymbol bröckelt
Es ist derselbe Grund, warum harmlose Gesten wie ein Sandwich-Wurf als „Angriff“ gelten oder warum kritische Berichte verklagt werden: In Trumps Welt darf keine Schwäche sichtbar werden. Jeder Fehler wird als Angriff umgedeutet, dem mit Autorität und Strafe begegnet werden muss.
So fordern seine Verbündeten nun den Austritt aus der UNO oder gar Angriffe auf New York. Und all das, weil Trump eine Treppe hinaufgehen musste.
Vom Gelächter zur Paranoia
2018 lachten die Delegierten noch, als Trump sich selbst vor der UNO lobte. Heute lacht niemand mehr – das Land hat in den letzten Jahren demokratisch weiter an Boden verloren. Die USA stehen nicht mehr an der Spitze der Weltpolitik. Und der Präsident sucht verzweifelt nach einer Rolltreppe, die ihn ungehindert in die absolute Autorität trägt. Alles andere ist für ihn Sabotage.