Turning japanese

Kultivieren die musikalische Unverbindlichkeit: Nonex

Japan, unsere kleine Modell-Nation fürs Niedliche und die anti-authentische Erziehung, fasziniert Volker Bertelmann vom Elektropop-Kollektiv Nonex tausend Mal mehr als die Heimat Düsseldorf: Pizzicato Five, Fahrstuhlmusik als Lebensentwurf, Sie verstehen schon. Daheim in Deutschland muss man ja immer gleich Ernsthaftigkeit beweisen, wenn man mit Clubsound-Utensilien arbeitet. „Wir haben aber keine Lust auf diesen ideologischen Überbau, wir wollen unsere Platten nicht nur für ein elitäres Underground-Publikum machen“, sagt Bertelmann, und das klingt fast schon wie die nächste Ideologie.

Das neue Nonex-Album „Lady Fitness“ dagegen gefällt sich in der Unverbindlichkeit, im Driften zwischen elektronischen Stimmungen und radiotauglichen Mikro-Inseln. Die Songs hat Sängerin Gloria Wong geschrieben, die zwar als Model arbeitet, aber in Wahrheit eine ganz ernsthafte Musikerin ist. Die anderen drei Nonexer machen gelegentlich auch Bravo-Hits-Remixe, um sich die kreative Freiheit zu finanzieren. Denn eine credibility hätten sie ja eh nicht zu verlieren, meint Bertelmann, und das klingt fast schon erleichtert.

Neue Freunde im eigenen Umfeld haben sie mit ihrer Drum’n‘-Bass-Version von „Smells Like Teen Spirit“ allerdings auch nicht gefunden. In Großbritannien und Amerika dagegen war die Platte ein Hit. Und mit Luke Sutherland, dem Ex-Sänger von Long Fin Killie, konnten Nonex sogar einen echten Indie-Helden für eine Kollaboration gewinnen. Sutherlands Gesang nahm man übers Telefon auf, „weil es halt billiger war“. Wohl eher, weil es „cooler“ klingt.

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