Two Door Cinema Club im Interview

Wir sprachen mit dem Two Door Cinema Club über ihr zweites Album "Beacon", über die Olympischen Spiele, den plötzlichen Karriereschub und ihre Einflüsse, die von Beyoncé bis Kraftwerk und Hunter S. Thompson reichen.

Zu ihrem Debüt „Tourist History“ 2010 nahm man sie noch nicht ganz ernst. Zu locker flockig kam „Something Good Can Work“ daher. Nun ist ihr Zweitlingswerk „Beacon“ leichtfüßig auf Platz 21 der deutschen Albumcharts eingestiegen und Two Door Cinema Club füllen die Hauptbühne beim Melt. Was ist da bloß los? Madleen Kamrath sprach mit den drei jungen Iren.

Was genau ist eigentlich ein „Beacon“?

Alex Trimble: „Beacon“ ist normalerweise ein Leuchtfeuer, das die Leute zu sich lenkt, ein Fixpunkt in der Ferne. So wie wir leben, immer unterwegs und auf Achse, ist das ein schöner Gedanke.

Was unterscheidet dieses Album am meisten vom vorherigen, „Tourist History“?

Sam Halliday: Es ist vielfältiger. Wir alle drei mögen unterschiedliche Arten von Musik. Und das erste Album hat das nicht so widergespiegelt. Es war sehr optimistisch, schnell und direkt auf den Punkt. Auf dem neuen Album gibt es jetzt ein paar Songs, die nicht so schnell greifbar sind.

Kevin Baird : Ich denke der Hauptunterschied zwischen den beiden Alben ist, dass Selbstvertrauen zu experimentieren größer geworden ist. Wir haben viele neue Sachen gemacht. Wir sind erwachsen geworden, damals waren wir 17, 18, 19 Jahre alt und jetzt Mittzwanziger, immer auf Tour auf der ganzen Welt. Wir sind älter und versuchen mehr.

Habt ihr euch mehr Zeit gelassen mit diesem Album?

Trimble : Für das erste Album hatten wir kein Geld. Deswegen haben wir es in drei Wochen aufgenommen. Dieses Mal verbrachten wir zehn Wochen im Studio, obwohl wir weniger Zeit zum Schreiben hatten. Am ersten Album haben wir immerhin über drei Jahre lang geschrieben. An diesem jetzt nur sechs Monate.

Wie kam es, dass „Beacon“ weniger schnell und upbeat ist?

Baird: Ich denke nicht, dass „Beacon“ weniger upbeat ist. Es ist nur ein anderer Beat. Wir wollten die Leute dazu bringen anders zu tanzen. Im ersten Album haben wir uns sehr auf bestimmte Techniken verlassen. Ein Song musste schnelle, unkomplizierte Dance-Beats haben. Wir wollten das Ganze etwas entschleunigen und einen neuen Groove reinbringen. Und die Leute so zum Tanzen bringen. Und ich denke das haben wir ganz gut geschafft. Dabei sind keine Balladen oder so rausgekommen. Es ist einfach ein anderer Beat.

Einer euer Songs, „Pyramid“, erinnert sehr an die Foals. Haben die euch sehr inspiriert?

Trimble: Wir sind alle große Fans der Foals. Wir waren viel mit ihnen unterwegs in den letzten Jahren. Also hatten wir ihre Musik natürlich immer präsent und im Hinterkopf. Viele andere sind auch eine Inspiration wie die Talking Heads, Phoenix, Daft Punk, Kraftwerk, Beatles, Beach Boys…

Seid ihr euch immer einig, welche Musik ihr hören wollt?

Trimble, Baird, Halliday: No.

Trimble: Es gibt ein paar Dinge, auf die wir uns einigen können, aber größtenteils hören wir sehr unterschiedliche Musik.

Baird: Ich mag Leute wie Lindstrom und Oliver Koletzki, Dance Musik insgesamt. Oder manchmal auch Hip Hop.

Halliday: Ich hör ganz gerne Drake, Kanye West und Jay-Z und The Very Best…

Ich hätte jetzt diesen HipHop, R’n’B Einschlag nicht erwartet…

Halliday: Yeah. Rihanna, Beyoncé, HipHop (lacht).

Gibt es einen Song auf „Beacon“, der für euren neuen Sound stehen könnte?

Baird: Auf dem Album sind so viele unterschiedliche Stile drauf, dass nicht ein einziger Song es zusammenfassen kann. Und das ist auch gut so, denke ich.

„The World is Watching“ ist mein Lieblingssong auf dem Album. Habt ihr auch Lieblingslieder?

Trimble: „The world is Watching” ist einer meiner Lieblingssongs. Aber ich bin auch sehr stolz auf „Beacon”, den Titelsong. Es hat eine Weile gedauert bis wir ihn so hinbekommen haben, wie wir wollten. Wir haben die meiste Arbeit in ihn gesteckt, deswegen fühle ich mich mit ihm sehr verbunden.

Halliday: „Spring“ ist einer der Songs, die ich mir auf dem Album immer zuerst anhöre. Einfach weil er so anders von all dem ist, was wir vorher probiert haben. „Spring“ und „The World is Watching“ sind wohl am nahesten an einer Ballade dran von allem, was wir bisher gemacht haben. Das ist mal eine schöne Abwechslung.

Woher nimmt ihr die Inspiration für die Lyrics?

Trimble: Von vielen verschiedenen Sachen. Ich habe Tagebücher darüber, wo wir waren und was wir gemacht haben zum Beispiel. Persönliche Erfahrungen. Und es gibt viele Songwriter, die ich gerne mag. Zum Beispiel Ben Gibbard. Oder Schriftsteller wie Hunter S. Thompson, Jack Kerouac. Ihre Art zu schreiben ist sehr sporadisch, aber auch tiefsinnig. Während wir das Album in Kalifornien aufgenommen haben, bin ich auch richtig in John Steinbeck getaucht. Seine Schreibe ist einfach unglaublich. Wie er Sätze formt und ihnen Doppeldeutigkeiten gibt. Ich mag es, wenn ein Song eine Sache erzählt, aber eigentliche eine andere meint.

Zuletzt habe ich euch auf dem Melt Festival spielen sehen. Vorher war mir nicht bewusst, wie beliebt ihr mittlerweile in Deutschland seid. Hat euch das überrascht?

Trimble: Wir hatten immer recht große Shows in Deutschland, vor ein paar Monaten mit 2000 bis 3000 Leuten. Aber jetzt auf der Hauptbühne des Melt Festivals zu spielen, war unglaublich. Das hätte ich mir nie vorstellen können. Wir haben das Melt vor zwei Jahren schon mal bespielt. Auf der Gemini Stage. Es war recht klein und mitten am Tag.

Habt ihr auch in anderen Ländern schon so große Shows gespielt?

Trimble: Ja, letztes Jahr waren wir auf der Hauptbühne des Glastonbury.

Baird: Dieser Sommer war sehr aufregend, weil wir gerade anfangen, diese großen Slots zu bekommen. Melt ist da im Verhältnis noch recht klein zu Reading und Leeds. Wo wir plötzlich gemeinsam mit Künstlern wie Justice headlinen. Plötzlich spielen wir viel später am Tag und können auch unsere Produktion mitbringen, an Orten, wo wir die letzten drei Jahre Nachmittag gespielt haben.

Können ihr denn fassen, dass ihr jetzt sozusagen Stars seid?

Halliday: Nein, wenn man auf der großen Bühne steht, fühlt es sich manchmal an, als würde man für weniger Leute spielen. Die Stages sind einfach so riesig, dass die Leute so weit weg sind von einem.

Trimble: Es fühlt sich schon komisch an, dass Leute auf einem Festival uns sehen wollen. Als wir noch nachmittags gespielt haben, waren wir irgendwie einfach Teil des Ganzen, einfach in der Mitte. Aber jetzt sind wir einer der Haupt-Acts. Es ist schwierig, das zu begreifen.

Wir müssen natürlich auch über die Olympischen Spiele reden. Wie hat es sich angefühlt?

Trimble: Großartig. Und total surreal. Verrückt, lächerlich. Einfach Teil von etwas so gigantischem zu sein. Wenn wir mit Two Door Cinema Club unterwegs sind, spielen wir immer nur in einem Land auf einmal. Aber das jetzt war weltweit. Ich habe vorher noch nie etwas Vergleichbares gemacht. Es war eine riesige Ehre und eine unglaubliche Erfahrung dabei zu sein.

Danny Boyle hat spezifisch nach dir gefragt, um den Song zu singen. Weißt du, wie es dazu gekommen ist?

Trimble: Rick Smith, der den Song geschrieben hat, dachte, dass meine Stimme die richtige sei. Also hatte er zu Danny gesagt, dass er mich will, und Danny fand das gut und hat mich angerufen.

Hörst du privat auch Underworld?

Trimble: Ich bin ein großer Fan von Underworld. Genauso wie von Danny. Es war wirklich super von gleich zwei Leuten gefragt zu werden, die ich liebe und respektiere.

Baird: Wir würden einfach gerne mit diesem Album zu einigen Orten reisen, die wir bisher noch nicht besuchen konnten. Und bessere Shows an den Orten spielen, wo wir schon waren. Wir sind ziemlich aufgeregt: Dieses Jahr geht’s auch nach Südamerika auf Tour.

Tourdaten Two Door Cinema Club 2012:

19.11. Köln, E-Werk

20.11. München, Tonhalle

21.11. Offenbach am Main, Capitol Offenbach:

23.11. Berlin, ASTRA Kulturhaus

24. 11., Hamburg, Große Freiheit 36

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