VAN MORRISON

Seine Erscheinung nähert sich einem Fäßchen mit angenagelter Sonnenbrille, doch seine statuarische Präsenz erschüttert wie sein Gesang. Van Morrison: außen mit Hut, innen gut. Aber böse kann er werden! Statt in Musentempeln aufzutreten, bemüht sich der humorlose Grantier ausgerechnet zu Mucker-Festivals in Bierzelten.

Kein Problem für Morrison, der eh alles beherrscht und zugleich auf die Bühne stemmt. Eine kleine, selbstverständlich exzellente Band mit zwei Bläsern und ohne Sängerinnen steuert pausenlos durch ein der Veranstaltung angemessenes Potpourri: „In The Midnight Hour“ und „Domino“, „Dweller On The Threshold“ und „Vanlose Stairway“ und schließlich der unfaßliche Swing von „Moondance“, einem Stück ohne Bodenhaftung, ohne Anstrengung.

Natürlich spricht Morrison kein Wort; steht da konzentriert und ungerührt und singt mit einer Wucht, als wollte er sich alles vom Leib halten: das verzückte Publikum, das er hinter den Gläsern kaum sieht; die verkommene Plattenbranche, die er haßt; die Adabeis und die Journaille, die er für eine Ausgeburt der Hölle hält und die gerade Ihm, dem großen Unbeugsamen, dem irischen Grübler, dem beseelten Magier, immer und immer huldigt.

Und dann gibt es einen wunderbar peinlichen Moment, als ein Musiker bei „I’ve Been Loving You Too Long“ falsch einsetzt, ja das falsche Stück spielen will, wieder und wieder. Erst wirbelt Morrsion wütend herum und bellt irgendwas, dann straft er den Versager nur noch mit seinem bösen Blick. (Nach dem Konzert werden drei Musiker entlassen. Montreaux wartet. Morrison schmollt im Hotel.) Dreimal bricht Gnom Übelwill den Gesang ab. Dann geht es wie geschmiert. Bis zum finalen „Have I Told You Lately“ – der reine Kitsch, aber aus Morrisons Mund die schönste Hymne.

Mögen sie noch brüllen und klatschen da unten – Van Morrison geht heim zu seinem Hund oder zur Schönheitskönigin oder was sonst noch bleibt, wenn man die Welt gründlich zugesungen hat.

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