Von Barksismus und Donaldismus in Deutschland – die unentliche Geschichte

Entenhausen ist in den vergangenen 30 Jahren eingedeutscht worden. Dafür haben die Donaldisten gesorgt. Entenhausen ist aber keine deutsche Stadt geworden – dafür haben sie auch gesorgt. Carl Barks ist tot – doch sie huldigen weiterhin anarchisch ihrem Idol: Deutsche Organisation nichtkommerzieller Anhänger des lauteren Donaldismus“ – kurz D.O.N.A.L.D

Die Republik: unterwatschelt von PräsidEnten und PräsidErpeln? Die Geschäftsräume der meinungsbildenden Zeitungen und Magazine: in der Hand von ReDuckteuren? Die intellektuelle Elite des Landes: in heimlicher Sympathisantenschaft zur „Freiheitlich Donaldistischen Grundordnung“? Selbst ein kleines Licht wie der Schreiber dieser Zeilen erkannte in einem epiphanischen Moment das ganze Ausmaß von Anatismus (anas: lat.: die Ente) in sich und um ihn herum. Eben noch flimmerte der Text harmlos auf dem Bildschirm, bereit zur Versendung nach Hamburg. Da fällt dem Autor plötzlich ins Auge: donald.doc Entenhausen ist überall! Carl Barks ist tot, aber der Club seiner Exegeten, Donaldisten genannt, ist lebendig wie eh und je.

Es ist noch gar nicht lange her, da enthüllte „Der Spiegel“ das Ausmaß donaldistischer Unterwanderung bei der „FAZ“. Hinter den Kürzeln der Sachbuchredaktion verbergen sich Bürzel. Patrick Bahners und Andreas Platthaus hatten in den Schlagzeilen der ihnen reducktionell anvertrauten Artikel fortwährend Zitate aus Duck-Comics versteckt – sehr zur Freude der verschworenen Gemeinschaft bundesdeutscher Intelligänse, die Donald und seine Welt schon seit der Zeit der Studentenunruhen als Vehikel ihrer Spaßattacken nutzen. Spätestens seit den frühen 70er Jahren ist die Republik Sammelpunkt jener Geister, die, von der Existenz Entenhausen wissend, sich wissenschaftlich fragen, wo genau der Ort denn liegt, und was man in der Stadt alles erforschen kann.

Etwa 400 bis 500 Anhänger der barksistisch-donaldistischen Lehre (eigentlich: der barksistisch-fuchsistischen – Näheres dazu später) treffen sich alljährlich um den 1. April, dem donaldistischen Kampftag, zu ihrem großen Kongress. Dann widmen sie sich Diavorträgen zu Themen wie „Die Rechte Minderjähriger in Entenhausen“, „Die sexuelle Krise eines männlichen Duck“, und diskutieren Welterklärungsmodelle wie die auf dem Jahrtausendkongress vorgestellte große „Quantenchronodynamik des stellaanatium-Universums“ – einer auf „Quak“-Teilchen beruhenden Elementartheorie mit weitreichenden Erklärungsmodellen für Entenhausener Gewichts-, Alters- und Haarausfallsprobleme. Es wird geschnattert, es wird geklatscht; es wird die deutsche Vereinsmeierei auf die Schippe genommen (die Satzung der D.O.N.A.L.D) nennt als Ämter und Institutionen u. a. PräsidEnte, Zeremonienmeister, Kassenwart, MdD, Beschaffungsausschuss für donaldistisches Kulturgut, Ordensverleihungsausschuss und den Bürgermeister von Entenhausen) – und es wird gesungen: die Hymne der D.O.N.A.L.D mit Titel „Der rührselige Cowboy“: ein Lied, dessen Metrik sich in kühner Eleganz gegen den eigenen Text stemmt: „Und lieg ich der-einst auf der Bah-re, so denkt auch an mei-ne Guitah-re, und legt sie mir mit in mein Gra-hab.“

Apropos Bahre: Als Carl Barks Ende August im Alter von 99 Jahren verstarb, hätte man glauben können, auch der Kult um seine Schöpfungen sei mittlerweile zumindest museal. Doch nach wie vor übt der Clan der Ducks mächtigen Einfluss auf die Gehirne aus – auf eine Weise und in einer Dimension allerdings, die kaum jemandem bewusst ist. So betont Hans von Storch, Direktor des Instituts für Hydrophysik in Geesthacht und Professor am Meteorologischen Institut der Uni Hamburg und vor allem: Gründervater der donaldistischen Bewegung, dass die Berliner Republik aus dem Entenei geschlüpft ist. Mitte der 80er Jahre hielt die Vereinigung ein Treffen in Berlin ab und nahm im Rahmen ihres damaligen Zeremoniells eine Windmaschine in Betrieb, deren äolische Power Barks-Comics über die Mauer blies. „Tatsächlich“, so von Storch, „brach nach nur wenigen Jahren Inkubationszeit das System auf der Gegenseite des Donaldismus zusammen.“ Die Franz-Ganslerschaft Helmut Kohls war nur mittelbar von genügendem Gewicht, um die DDR zu plätten. Freigeistige Inhalte der von Carl Barks gezeichneten und von Erika Fuchs deutsch betexteten Geschichten hingegen, deutet von Storch an, erwiesen sich als sehr viel wichtiger für die Wiedervereinigung.

Der das denkt, muss es wissen. Anfang der Siebziger hatte Hans von Storch sein Studium beendet und stieß in Kopenhagen auf eine norwegische Vereinigung donaldistisch Gesinnter. Dieser „Fanclub“ namens „Gammeldonaldismens Venner“ (GDV) gab schon seit längerem eine Mitgliederzeitschrift heraus und inspirierte den Entenforscher in spe, ein deutsches Pendant zu gründen: ein Magazin allerdings, das weniger verehrend denn wissenschaftlich sein sollte.

Als die erste Ausgabe von „Der Hamburger Donaldist“ 1976 erschien, enthielt das Heft bereits den zentralen Begriff aller späteren Auseinandersetzungen mit dem Werk Carl Barks‘: den des „Barksismus“. Von Anfang an stand die Arbeit des Spaßguerillero von Storch unter einer Dunstglocke von Politisierung. Er konnte sein Entennest in einer Zeit bauen, die im gezeichneten Imperium des Carl Barks jede Menge Projektionsflächen sah, um politische Inhalte zu popularisieren. Bereits 1968 hatte es an der Münchener Ludwig-Maximilian-Universität die berüchtigte „große Franz-Gans-Kampagne“ gegeben. „Franz Gans“, so schrieb der große Franz-Gans-Kampagnen-Experte Fridjof Mueller, „ist nicht nur Knecht, die wirtschaftliche Verwertung seiner Arbeit macht ihn zum Politikum – ein Schicksal, das wir mit ihm zu teilen haben.“ 1969 trat die Kampagne gar in ein kritisches Stadium. Die Universität sollte in Franz-Gans-Universität umbenannt werden. Gerüchten zufolge war auf Studentenseite Fritz Teufel unter den Drahtziehern, was Teufel allerdings 1993 dementierte. Teufel sah sich lediglich ab Zeuge der Ereignisse, die „an leidigen Querelen“ scheiterte. Ein Flügel habe sich für Franz-Gans-Beckenbauer, der andere für Franz-Gans-Josef-Strauß-Uni ausgesprochen. Die Frauen hingegen für Daisy-Duck-Uni.

In den Mythen der Studentenbewegung aber gilt Gans weiter als Leiter des Instituts für Kulturrevolution, der nur knapp nicht zum Rektor gewählt wurde, weil seine Chancen einer Mauschelaktion der korrumpierten Professorenschaft zum Opfer fielen. Als moralischer Sieger blieb er Identifikationsfigur der Studiszene, und im Franz-Gans-Report von ’69 wird diese Rolle explizit gewürdigt: „Franz Gans ist für die bayerischen Studenten repräsentativer als Rosa Luxemburg oder Karl Marx. Er verkörpert den Typ des netten, liberalten, ausgebeuteten Studenten: sympathisch, aber harmlos und letzten Endes beschissen.“

Genau diese Rhetorik war es, die ein Jahr später dem heimlichen Gründertext des Donaldismus in die Welt half- äußerst erfolgreich und als äußerst amüsante Lektüre. Unter dem Pseudonym „Grobian Gans“ verfassten Michael Czernich, Carl-Ludwig Reichert und Ludwig Moos „Die Ducks – Psychogramm einer Sippe“. Zum ersten Mal wurden nun große Entwürfe gewagt und ganzheitlich Lehren aus dem Leben von Entenhausen gezogen. Es wurde radikal abgerechnet

mit dem brutalen Taler-Kapitalismus Dagobert Ducks. Donald musste sich die Umdeutung zum faschistoiden Kleinbürger gefallen lassen. Gustav Gans fand sich in der Rolle eines homosexuellen CIA-Agenten wieder. Die Panzerknacker galten nun plötzlich nicht mehr – wie in linken Kreisen populär – als sympathische Klassenkämpfer, sondern ab kleinbürgerliche Kriminelle, erfüllt von persönlichem Besitzstreben. Allein Oma Duck und Franz Gans blieben vom Strafgericht der Autoren verschont. Sie lebten weiterhin als heimliches Liebespaar in Eintracht mit der Natur. Ihr freier bäuerlicher Kleinbetrieb galt als bedrohte Oase im imperialen Streben des Großkapitals.

Bücher wie „Die Ducks“ befruchteten den Donaldismus, soziologisch todernst gemeinte Anklageschriften wie „Walt Disneys Dritte Welt“ von Ariel Dormann und Armand Mattelart, die mit den Disney-Comics als US-imperialistischem Infiltrationsinstrument abrechneten, drängten ihn aber auch zu Gegenentwürfen. Es galt, Entenhausen aus der Schusslinie zu nehmen. Der politische Kampf sollte sich nicht gegen die Stadt richten. Wenn er denn sein musste, sollte er innerhalb Entenhausens stattfinden – zwischen Geldspeicher und dem Elendsviertel Kummersdorf. So verhielten sich politische Beiträge des Donaldismus von Anfang an ambivalent in der Frage, wie ernst sie denn gemeint waren, bzw. ob sie auf Enten- oder Menschenfüßen standen. Hans von Storch bastelte schon kurz nach dem Hamburger Gründungskongress 1977 daran, seinen Wohnort Großhansdorf in Karl-Barks-Stadt umzubenennen. Er plädierte für eine Namenskorrektur der Großforschungsanlage DESY in DAISY. Er kämpfte um einen Lehrstuhl für Donaldismus an der Hamburger Uni. Und er druckte mit „Die ENTITÄT des INNEREN DONALDISMUS“ jene Grundsatzerklärung, die zwischen äußerem und innerem Donaldismus unterschied. Nun stand jeder donaldistisch Interessierte vor der Klarabella-Frage, ob er die Bewohner der Stadt, ihre Stärken und Schwächen lieben und unter ihnen watscheln wollte – dann war er bei von Storch richtig. Oder ob er die Geschichten lieber von außen, aus dem Blickwinkel einer anderen Wissenschaft betrachtete. Dann war er bei den Donaldisten falsch, denn dann konnte er unmöglich das erste Gebot des Donaldismus akzeptieren: Entenhausen existiert!

Das politische Wirrwarr jener donaldistischen Gründerzeit verschleiert aber den eigentlichen Kern des Treibens. Hans von Storch und seine Mitstreiter folgten einer im Grunde recht einfachen Lehre: Sie verehrten Carl Barks als Schöpfer des Anatidischen Universums. Die von ihm gezeichneten Enten und Gänse würden nie und nimmer den Gummistiefeln eines Konrad Lorenz folgen, sondern unberechenbar bleiben, und in Deutschland blieben sie es auf besonders intelligente, witzige Weise. Der Barksismus als Erfolgsmodell mit weltweiten Chancen wurde hier zu Lande von Dr. Erika Fuchs mit solcher Genialität betextet, dass selbst spätere Chefideologen der Bürzelbewegung von Barksismus-Fuchsismus sprechen.

Erika Fuchs, 1906 geboren, kam Anfang der 50er Jahre zum deutschen Disney-Verlag Ehapa und durfte als altphilologisch und literarisch gebildete Person Sprechblasen füllen – die Fortsetzung des Entenkörpers in den gedankenleeren Raum, wie man damals dachte. Mit intellektuellen Vakua aber hatte Erika Fuchs nichts am Hut. Ab junges Mädchen hatte sie bei ihren Eltern durchgesetzt, aufs Jungengymnasium gehen und Latein und Griechisch lernen zu dürfen. Ab Textchefin für das Medium Comic konnte sie ihr Bildungsbürgertum mit ihrer emanzipatorischen Energie kombinieren. Das Resultat waren Textblasen voller versteckter Zitate, eine hochflexible Sprache zwischen Lautmalereien, Jugendjargon und literarischer Idiomatik. „Die Welt“ so der Autor Viktor Farkas in einer Eloge auf die große Übersetzerin – „verdankt Dr. Fuchs originelle Namens- und Wortschöpfungen wie: Die Panzerknacker Bande AG, den griechischen Philosophen Eukalyptos, den Justizrat Wendig, den Maharadscha von Zasterabad, den üblen Typen Gregor Ganovsky, den Kinderpsychologen Dr. Plappert, Berengar Bläulich, den Nachkommen von Olaf dem Blauen, den Versicherungsdirektor Ungewitter, den Ölmagnaten Kuno Mächtig, den wackeren Hilfspostboten Säbelbein, den alten Barsch Bombastus, die Brieftaube Turbodüse…“

Erika Fuchs schuf geniale Miniaturen wie das juristenlateinische „Icus picus sellericus“ für: „Da haben wir den Salat“. Sie bereicherte das Vokabular nachhaltig um mittlerweile dudenfähige imperative Stoßseufzer a la „Lechz“, „Krächz“, „Würg“, „Knurr“, „Grunz“ und „Brumm“. Sie war so treffsicher und hintersinnig bei der Zuschreibung von Sprache, dass sie den Unmut des „Bayernkurier“ erregte, ab dieser bei den Panzerknackern („…wir müssen den Kapitalisten enteignen!“) die Rhetorik linker Ideologen zu hören vermeinte.

Vor dem Hintergrund der schieren Qualität ihres Forschungsgegenstandes konnte die deutsch-donaldistische Bewegung allerdings fluggs flügge werden. Bereits auf dem Gründungskongress im April 77 inaugurierte Ur-Donaldist und Noch-immer-tragendes-Mitglied Dr. Gangolf Seitz den donaldistischen Diavortrag. Damals mit dem Thema: „Donald und die Musik“. Später dozierte er – der Mediziner – u. a. über Krankheit und Tod in Entenhausen und bestätigte die berühmte Sentenz eines Kollegen: „In Entenhausen wird nicht gestorben, sondern geerbt“ Man untersuchte das Phänomen „Sexualität in Entenhausen“, definierte den Bürzelwinkel als Maß anatidischer Erregung, kam auf das Problem der „Veronkelung“ zu sprechen und verteidigte Donald gegen den Vorwurf der Unsittlichkeit – immerhin hatten die Stadtväter Helsinkis 1978 das DD-Abo der Bibliothek gekündigt, weil Donald immer nackt herumrenne und ein inniges Verhältnis zu Daisy pflege, ohne je Heiratsabsichten zu tragen.

Fortpflanzung schien es in Entenhausen zwar nicht zu geben – die Donaldisten aber spalteten sich munter und setzten Ableger bunt gemischt in die bundesdeutsche Tristesse. Es existierten bzw. existieren unter anderem die C.A.R.L als „charakterfeste Anhänger richtiger Lebensart“, das FF (Fähnlein Fieselschweif) und die „Gustav-Gans-Gesellschaft“, es gibt – klar doch den „Daisyistischen Frauenbund in der D.O.N.A.L.D“ (DFD) und und und.

Die Tatsache, dass Hans von Storch ausgewiesenes Nordlicht ist und schon das südliche Elbufer als den Grenzsaum zum Weißwurst-Äquator betrachtet, hatte die jahrzehntelange Unterdonaldisierung von Regionen wie Baden-Württemberg und Bayern zur Folge. Um dies zu ändern – so deutet Andreas Platthaus, MdD der 2. Generation und alter Stammtisch-Donaldist in Tübingen, an – wurden die „Südeuropäischen Donaldisten“ (SED) gegründet, deren regelmäßige Zusammenkünfte (ZK) nur dem Ziel dienen, südeuropäische Massen zu donaldisieren und das Nord-Süd-Gefälle auszumerzen.

Der Donaldismus heute: Das ist eine Bewegung, die von Storchs Einfluss beschränkt, seine Lehren aber nicht verdrängt hat. In den 80er Jahren gab es Reibungen zwischen der naturwissenschaftlichen Fraktion um von Storch und nachdrängenden Kräften mit soziologischen und psychologischen Ansätzen. Nachzuzeichnen ist das an der nach wie vor zentralen Frage allen Donaldismus‘: Wo liegt Entenhausen? Diese Frage hat den Charakter eines jahrzehntelang gesendeten SOS-Rufs. Und Antworten darauf präsentierten sich in wechselnder Theoriegestalt. Von Storchs These lautete: auf „Stella Anatium“, einem Planeten im Paralleluniversum mit bemerkenswerten Ähnlichkeiten, aber auch markanten Unterschieden zur Erde. Ursprünglich allgemein akzeptiert, bietet die Stella-Anatium-Theorie heute nur noch ein mögliches Erklärungsmodell. Sechs weitere konnte MdD Torsten Gerber Mitte der 90er Jahre benennen. Da wären das „hic et nunc“ Entenhausens an der Westküste der USA. Oder die etwa zur Zeit des Brokdorf-Dilemmas aufgekommene „Atomtheorie“, derzufölge Donald & Co. nach einer Nuklearkatastrophe an einem Fluss namens Duck River in Tennessee leben, in der Nähe des einzigen schnellen Brüters der USA, sozusagen als in die Zukunft hineinmutierte Anatiden.

Es gibt weiter eine „Spezielle Temporaltheorie“, die Chrononen-Theorie (Entenhausen liegt in dieser Welt, aber zeitverschieden), die Dimensionen-Theorie (Entenhausen ist eine faszinierende Metropole in der 6. Dimension). Und es gibt den überzeugenden Gedankenschlag des Dr. Ulrich Rang, der schreibt: „Entenhausen, seinerzeit von assimilierten böhmischen Amish-Enten gebaut, liegt am kleinen pennsylvanischen Anteil des Eriesees auf einer Halbinsel und wird vom 80. Längengrad exakt durchschnitten.“ Der Donaldismus blüht im Glänze seiner Erkenntnisse und Lehren. Herrschen andernorts Finanznot, Stellenabbau und Raubbau an den Fundamenten der Forschung, verleiht die Donaldistische Akademie der Wissenschaften, vertreten durch ein Gremium ausgewählter ZDF (Zentraler Donaldistischer Figuren), seit 1998 den Professor-Püstele-Preis. Er wird demjenigen angedreht, der im vorangegangen Jahr die in ihrer Gesamtheit überzeugendste wissenschaftliche Arbeit vorgelegt hat. Zur Jahrtausendwende sammelte so ein Beitrag über die „Abfallwirtschaft in Entenhausen“ die meisten grünen Punkte. Donaldisten kämpfen dafür, die donaldischen Massen von den Irrlehren des LTB (Lustiges Taschenbuch) abzubringen – ohne zu vergessen, „dass die LTB Mittel des donaldistischen Sozialisierungprozesses sein können.“ Ihr eigenes Magazin, das Zentralorgan „Der Donaldist“, hat bereits 112 Ausgaben erreicht die ersten 51 davon als „Der Hamburger Donaldist“ und kann sich rühmen, Enthüllungsdonaldismus zu Themen wie „Gibt es einen vierten Neffen?“ oder „Sind die Panzerknacker Angestellte der Stadt?“ mit hohem wissenschaftlichem Standard zu vereinen. Die Frucht kontinuierlicher Konzentration auf die Sache sind solche eleganten und jahrelang diskutierten Gedankengebäude wie die berühmte „Morphotheltheorie“, welche besagt: „Die Bewohner Entenhausens gehören alle einer einzigen Art an: Homo sapiens polimorphus BARKS.“

In den Köpfen der Donaldisten lebt mehr als nur die Frage, wo Entenhausen denn nun liegt. Lange bevor RTL II die Hosen vollends herunterließ, warf MdD Torsten Gerber 1996 einen Blick in den „Big-Brother“-Container von Entenhausen. Sein Resümee klang damals utopisch – heute gleicht es einer nüchternen Zustandsbeschreibung. Gerber konstatierte eine entfesselte Gesellschaft, Erschütterungen der demokratischen Staatsordnung, Gier und Größenwahn und mangelndes politisches Bewusstsein. Schon allein, weil er uns solche Voraussicht ermöglicht, schließen wir uns dem Leitsatz der Donaldisten an: „Donald, diese hehre Ente, lieben wir mit Vehemente!“

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