System – Theorie…

…unterscheidet zwischen Systemen und ihrer Umwelt Hier das System – dort die Umwelt. Denn, so Fuchs: „Alles, was vorkommt, kommt nicht allein vor, es ist etwas mit etwas drumrum, und es ist nur deshalb ein bezeichenbares Etwas.“ Systeme sind für diesen Unterschied selbst verantwortlich. Sie ziehen die Grenze zur Umwelt bzw. sorgen dafür, dass sie aufrechterhalten wird. Fuchs nennt sie deshalb auch „betriebene Unterschiede“.

Wie betreibt ein System diesen Unterschied? Mit Hilfe von Leitdualen. Diese Leitcodes klären: Was gehört dazu, was gehört nicht dazu?

Alle großen Funktionssysteme der Gesellschaft haben andere. Die Wirtschaft trennt Zahlung von Nichtzahlung, das Rechtssystem Recht von Unrecht, die Politik das Innehaben von Ämtern vom Nichtinnehaben, die Wissenschaft wahr von unwahr etc.

Die Pointe der Systemtheorie ist: Es kann keinen Konsens in einer funktional differenzierten Gesellschaft geben und keine Einigung, da jedes System unterschiedlich unterscheidet Für Habermas stellt die Systemtheorie deshalb „die Hochform eines technokratischen Bewusstseins dar, das a priori praktische bzw. ethisch-politische Fragen als technische definiert und damit öffentlicher Diskussion zu entziehen gestattet“ (H.-J. Höhn).

Fuchs kontert humorvoll. Und fragt in „Luhmann – beobachtet“, seiner Einführung in die Systemtheorie: „Wie nimmt die Gesellschaft einen verschmutzten Bach wahr?“ Antwort: „Verschieden, sehr verschieden! Wenn er zum Gegenstand wissenschaftlicher Kommunikation wird, dreht es sich z. B. darum, ob er wirklich verschmutzt ist, wodurch er verschmutzt ist, ob die Semantik der Verschmutzung zutreffend ist oder wie hier – darum, wie verschmutzte Bäche in Kommunikationen auftauchen und was das für Folgen hat. Politisch gesehen erscheint er als mögliche Kondition zur Verbesserung von Wahlchancen. Wirtschaftlich ist die Frage relevant, ob die Vermeidung von Verschmutzung sich in Terms von Zahlung oder Nichtzahlung ausdrücken lässt, und rechtlich dreht es sich darum, welche Rechtsentscheidungen aus der Vergangenheit die gegenwärtige Lage hinsichtlich des Baches so determinieren, dass juristischer Handlungsbedarf entsteht. Für Künstler könnte er zum Hintergrund einer apokalyptischen Vision werden, zum Zeichen seelischer Verschmutzung, und für die Religion könnte er Bestätigung der Erbsünde sein, eines Schöpfungsdefektes oder was immer…

Entscheidend ist, dass er nicht der eine Bach ist, sondern viele Bäche.“

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates