Vorläufiges Prozess-Ende um Bill Cosby: „Es ist zu früh fürs Feiern, Mr. Cosby!“

Die Jury beim Prozess in Pennsylvania konnte sich auch nach 52 Stunden intensiver Beratungen nicht auf ein Urteil im Fall Bill Cosby einigen. Die Staatsanwaltschaft hat eine Neuauflage beantragt.

Elf Tage lang hatte das Verfahren gegen Bill Cosby wegen sexueller Nötigung gedauert. Zu dem Prozess war es gekommen, nachdem Andrea Constand die ehemalige TV-Ikone beschuldigte, sie im Jahr 2004 mit Pillen betäubt und missbraucht zu haben. Das hochkarätig besetzte Anwaltsteam des 79-Jährigen hielt dagegen, dass beide eine Affäre gehabt hätten und Constand bei jeglichen sexuellen Handlungen eingewilligt habe.

Nun ist der Prozess geplatzt: Die Jury konnte sich nach 52 Stunden Beratungen nicht auf ein Urteil einigen. „Wir sind hoffnungslos zerrissen“, hatten sie dem Richter am Ende mitteilen müssen. Das bedeutet jedoch nicht das Ende: Auf Cosby wartet ein neuer Strafprozess – und eine Flut an Zivilverfahren von weiteren Klägerinnen.

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Denn: Nur wenige Minuten, nachdem der Prozess für ungültig erklärt worden war, verkündete die Staatsanwaltschaft eine Neuauflage. „Wir prüfen gerade intensiv und wollen so rasch wie möglich wieder beginnen“, so der Chefankläger des Bezirks Montgomery County. „Andrea Constand hat das Recht auf einen Urteilsspruch!“

Rechtlich muss noch alles festgezurrt werden. Doch es ist wahrscheinlich, dass wieder Richter Steven O’Neill den Vorsitz führen wird. Der hatte bereits durchblicken lassen, dass ein neuer Prozess schon in den nächsten vier Monaten starten könnte.

Weitere mutmaßliche Opfer könnten als Zeugen zugelassen werden

Zudem ist zu erwarten, dass die Geschworenen bei einem erneuten Prozess aus einer anderen Stadt kommen. Die Begründung: Die Bürger im Prozess-Bezirk Pittsburgh wären zu voreingenommen. Außerdem könnten weitere der mutmaßlichen Opfer von Cosby als Zeugen zugelassen werden.

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Bislang durfte abseits der Hauptzeugin Constand nur Kelly Johnson eine Aussage tätigen. Die ehemalige Sekretärin von der Agentur des Schauspielers berichtete von einem angeblichen Übergriff im Jahr 1996.

Bill Cosby droht eine Welle von Zivilverfahren

Außerdem droht Cosby eine Vielzahl an Zivilverfahren. Gloria Allred ist die Anwältin einiger mutmaßlicher Opfer und sagte nach dem Prozess: „Man soll nie die Blendkraft von Promis unterschätzen – aber es wird am Ende Gerechtigkeit geben!“ Und fügte hinzu: „Es ist zu früh fürs Feiern, Mr. Cosby!“

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Zehn Frauen haben bereits ein Verfahren eingeleitet. Zwei wegen sexueller Nötigung, die anderen wegen Diffamierung, da sexuelle Nötigung bei ihnen nicht mehr greift – ihre Fälle liegen so weit zurück, dass sie nach amerikanischem Recht verjährt sind. Experten rechnen mit weit höheren Chancen auf eine Verurteilung in den Zivilverfahren. Im Vergleich zu Strafprozessen sei hier eine „geringere Beweislast“ nötig.

Cosbys Anwalt Brian McMonagle drückte bei einem Interview mit der „CNN“ indes auf die Tränendrüse: „Es war enorm hart für ihn. Wir mussten ihn am Morgen in seinem Zuhause aufwecken, er ist fast 80, er ist halbblind, und dann all der Trubel mit der Presse und die langen Tage vor Gericht – ich mache mir ernsthafte Sorgen um seine Gesundheit.“

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