Warum ein Kleiner nur?

MÜNCHEN, SUBSTANZ. Die Band auf der Bühne sieht größtenteils nach den waldschratigen Gestalten aus, die in Fußgängerzonen „Blowin‘ In The Wind“ spielen, aber man darf sich nicht täuschen lassen: Die können viel mehr. Hobotalk ziehen zwar nicht viele Zuschauer an, aber jeder einzelne von ihnen zog dafür an diesem Abend den Hut vor Marc Pilley. Der schreibt Songs, die keine Show brauchen, keine großen Lichter oder wichtigen Ansagen. Sie brauchten nicht einmal ein Keyboard, obwohl das die zarten Melodien aufs Schönste unterstreicht. Mit „Walks With Me“ beginnt Pilley den Abend, es folgt ein atemberaubendes Folkpop-Stück aufs andere, und zwischendurch gesteht der Sänger noch, daß er gestern zu viel Bier getrunken hat. „You wouldn’t want to be my tongue“, behauptet er mit einem verschämten Lächeln, aber die schwere Zunge hört man in keinem Moment. Wie klar Pilley seine Lyrik wiedergibt, wie deutlich in jeder Strophe eine ganze Welt zu hören ist – so wird aus einem Stück namens „Life Amongst These Graves“ eine aufstampfende, zuversichtliche Hymne, aus „Never Said When“ eine Ballade vom Sinn des Lebens: „Ever lived a verse that ain’t been sung?“ Pilley passiert das nicht.

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