When Doves Cry

Street yet sweet so wurde Aaliyah Haughton gern charakterisiert. Doch mit der Straße kam sie kaum noch in Kontakt, und ihren Liebreiz verteilte sie in wohldosierten Portionen, verpackt in Sex und süße Allüren. Drohte ihrer wachsam verteidigten Privatsphäre Gefahr, wurden Wimpern zu Waffen, die Lippen schürzten sich, halb geöffnet, zum Ablenkungsmanöver, die Haare fielen wie ein Visier, und die Hände suchten halt bei Wilson. So nannte Aaliyah ihr schwarzes Seidenkissen, das sie überall hin begleitete.

Vermutlich auch auf die Bahamas, wo die erfolgsverwöhnte Soul-Prinzessin Ende August bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. (Kurz nach Redaktionsschluss für unser letztes Heft mit dem Aaliyah-Interview d. Red.) Das Mädchen im goldenen Käfig, umgeben von Bodyguards und dienstbaren Geistern. Eltern, Bruder und Onkel verwalten die Karriere, Mentor Tim Mosley aka Timbaland versammelt ein Dutzend Songschreiber, Arrangeure und Musiker um die Sängerin, die ihr zuarbeiten. Mit dieser Crew hat Aaliyah die Topografie des Soul verändert, sein Vokabular erweitert. Erst ihr sanft-sinnlicher Gesang machte Timbalands verwegene Fusion aus HipHop, Hard-ass Beats, Pop und Electronica zur Sensation.

Ihr liebster Traum, gestand die 22-Jährige, handele vom Fliegen. Es sei dunkel, sie werde verfolgt und habe Angst. Dann hebe sie ab und schwebe davon: „Nobody can touch me.“ Wenige Wochen später sind es 22 weiße Tauben, die himmelwärts flattern, im Gedenken an ein Mädchen, das alles hatte.

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