Willy de Ville

Der ausschweifende Lebenskünstler — mit „"Mink De Ville Band"

Er gehört zu den Künstlern, bei denen eine große Vergangenheit die Gegenwart überschattet. Die frühen Alben von Mink De Ville, erschienen Ende der 70er Jahre, haben einen legendären Ruf, sie waren als Teil der New Yorker New Wave jener Zeit einzigartig. Das galt auch für William Borsay alias Willy De Ville ab Entertainer und Entrepeneur eine, wie es heißt, schillernde Persönlichkeit, der Junkie als Dandy zwischen Boudoir und Gosse. Noch in den 80er Jahren waren seine manieristischen Songs aus Blues, Gründerzeit-Rock’n’Roll, Zydeco und Cajun derart schwülstig und scharf, dass er allemal als Original durchging. Aber die Posen gerieten mählich zum Klischee, ausgerechnet die wunderbare New-Orleans-Hommage „Victory Mixture“ erschien nur mehr auf einem Außenseiter-Label.

Womöglich hat es mit touristischen Interessen zu tun, dass De Ville in Deutschland eine verlässliche Gemeinde hat. Manches Mal bestürzten die erratischen Auftritte Willys, der ehedem von Heroin und Morphium abhängig war und in der Dokumentation „Beautiful Losers“ freimütig darüber Auskunft gab, wie ihn seine Sucht stets aus den Hotelzimmern trieb, damit er Nachschub besorgen konnte. Nun wohnte er freilich auf einer Ranch in Louisiana, wo er sich edlen Pferden widmete und seinen Tambourstock ausführte, jetzt ein alternder Southern Gentleman.

„Crow Jane Alley“, im letzten Jahr erschienen, ist eine respektable und weithin übersehene Platte, deren Routine nicht stören soll. Wenn der elegante Schwerenöter, kokett auf seinen Stock gestützt, auf die Bühne schreitet, erlebt man stets einen Künstlertypus des vorigen Jahrhunderts, der Romantik und Ausschweifung als eine wahre Lebenskunst versteht.

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