WISH – TEMPORARY LOVE AND HATE

Diese Band kommt aus Schweden, was die Erwartung hochschraubt: Sind sie so süß, poppig und bunt wie die Besten ihres Landes? Haben sie den skandinavischen Schmelz? Easy Listening ist das Leichte, das schwer zu machen ist und wer hätte sich außerhalb der USA und Englands darauf je besser verstanden als die Schweden? Sie brachten ABBA hervor und letzthin die grandiosen Cardigans – aber auch so abstrus sympathische Nachmacherbands wie die Stonefunkers. Ach was, nie von den Stonefunkers gehört? Der wirklich heißen P-Funk-Band aus Göteburg, deren Sänger Emrik den schönen Künstlernamen M-Rock wählte? Den hellblonden Funkateers, die in ganz Skandinavien die Häuser rockten wie sonst niemand?

Aber kommen wir zu Wish, der sicherlich ersten Band der Welt, die auf dem Cover eines Albums eine menschenleere Tankstelle abbilden läßt. Darüber kann man lange nachdenken. Soll das vielleicht Edward-Hopper-Realismus auf schwedisch sein, nach dem Motto: An der Zapfsäule sind wir doch alle allein? Wollen sie an die Ölkrise erinnern? Machen sie Musik zum Auftanken? Jedenfalls erfüllt das Cover schon mal gewisse Kriterien (Absurdität, Überraschung), die einer Pop-Platte Glanz verleihen können.

Wish reißen, dem Albumtitel zum Trotz, keine Gefühlsgräben auf. Sie bleiben moderat, spielen Etüden in Harmlosigkeit. Oder reisen ans Ende eines Sonntagnachmittags (an dem Tankstellen geschlossen haben?). Natürlich schwanken diese Menschen zwischen Liebe und Haß wie wir alle. Aber sie leiten daraus keine besonders radikalen Forderungen ab. Dir Gitarrenpop bleibt nett, die Texte sagen „You are always on my mind“ und andere Dinge dieser Art. Sängerin Anja Ryne (Tochter eines norwegischen Walfischfängers!) hat eine helle, klare Stimme, der aber leider jener zarte Popschmelz fehlt, der ABBA und die Cardigans groß gemacht hat. Immerhin wurde ein Weg, eine Methode gesucht, diesen Mangel auszugleichen: nämlich Geigen, immer gut und wahr. Auf dem Stück „Clockwise Around Myself“ spielt sogar das Orchester der Göteburger Oper.

So gibt es doch einige magische Momente des Leichten Hörens und des angenehm melancholischen Meditierens über das Bild einer menschenleeren Tankstelle.

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