Zum Jubiläum von The Jam gelingt PAUL WELLER mal wieder eines der besten Alben seiner Karriere

Womöglich, hat Paul Völler sich im letzten Jahr gedacht, wird meine nächste Platte ja meine letzte. Von dem Live-Album „Days Of Speed“ sozusagen zwangsweise zum Rückblick auf ein Vierteljahrhundert Musikschaffen gezwungen, mag ihm das Ende der eigenen Karriere eher nah als fern vorgekommen sein, doch anstelle nostalgischer Gefühle weckte diese Perspektive in Weller neuen Ehrgeiz. „Ich dachte mir: Ich möchte mein Musiker-Dasein auf dem Höhepunkt beenden und noch einmal das beste Album machen, das ich machen kann. Ich bin Songwriter, das ist gewissermaßen meine Rolle in der Gesellschaft. Ich will Songs schreiben und mit ihnen Menschen berühren.“

Weller sitzt im Londoner Büro seiner Plattenfirma, um die Frucht eben jenes neuen Motivationsschubs vorzustellen. Er gibt Entwarnung. „Man weiß ja nie, was passiert, aber im Moment wüsste ich keinen Grund, warum ich mit der Musik aufhören sollte.“ Wir auch nicht – das neue Werk, „Illumination „, wird jetzt schon als womöglich das beste Solowerk Wellers gefeiert, und auch wenn man solche Hierarchien gar nicht aufzustellen braucht: Unvermittelter hat Weller sein Talent selten in Szene zu setzen vermocht. Geküsst von der Muse Soul und getrieben vom Motor Rock, erfindet der godfatherof Britpop zwingende Songs, in denen die ganze lange Historie Wellerschen Songwriting einen gemeinsamen Fluchtpunkt findet. „Ich hatte mir vorgenommen, ein sehr direktes Album zu machen“, erklärt er. „Nicht, dass ich das nicht auch vorher schon gemacht hätte. Aber diesmal wollte ich in diesem Punkt keine Kompromisse machen.“ Da mag nun wieder das letztjährige Live-Album die entscheidenden Impulse gegeben haben. „Wenn man seine eigenen Songs so nackt erlebt, möchte man nicht mehr zurück in die manchmal etwas künstliche Studiosituation. Schließlich ist das ja der Grund, aus dem ich Musik mache: Sie inspiriert und bewegt mich noch immer, und das will ich auch auf meinen Platten hören.“ Inspiration ist dabei nicht zwingend ein Synonym für Spontaneität. Weller ist keiner, der ohne Songs ins Studio geht und einfach mal so kommen lässt – Lieder, erklärt er, seien nicht zuletzt auch Ausdruck eines erlernten Handwerks, das die erste Inspiration passend organisiere.

Wie ist das eigentlich: Der alte Held mit den Novizen Paul Kelly und Noel Gallagher (und anderen) in einem Raum, da stellt man sich Weller gern als den weisen Mentor vor. „Da musst du schon die anderen fragen“, lächelt Weller und will sich also bloß nicht künstlich aufspielen. „Als ich so alt war wie Noel und Kelly, hätte ich es jedenfalls bestimmt toll gefunden, mit einem meiner Vorbilder zusammen spielen zu können.“

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