Zum Tod von Schauspieler Andreas Kunze
Vergangene Woche, am 08. April, starb der Schauspieler Andreas Kunze nach einer Herzoperation. Kunze wurde vor allem an der Seite von Helge Schneider durch seine grotesk-komischen Frauenrollen bekannt.
„Ach ne, kein Geld für den Friseur. Seit 50 Jahren dieselben Klamotten, diese verschwitzten Scheißdinger. Und du? Du bringst mir hier diesen Fressbeutel mit? Du Bratarsch!“, so werden die beiden Brüder Doc und Hank Snyder von ihrer Mutter im Film „Texas – Doc Snyder hält die Welt in Atem“ nach beschwerlicher Heimkehr begrüßt. „Ach lass mal Mama. Erstmal was essen“, entgegnet Doc Snyder. Docs Mutter wird von Andreas Kunze gespielt, Doc Snyder von Mühlheims berühmtestem Sohn, Helge Schneider.
Für seine Mutter-, im Allgemeinen die absurden Frauenrollen in Schneiders Filmen, wurde Andreas Kunze von Fans geliebt, als Kultdarsteller hoch verehrt. So verschroben die Szenerie jeweils wirkte, zeichnete sie doch im Kern immer genauste Portraits zwischenmenschlicher Beziehungen. Ähnlich wie bei Loriot wurde die deutsche, kleinbürgerliche Familie karikiert, bei Schneider zwar mit unendlicher Übertreibung und cartoonhaften Mitteln, oft gewollt dilettantisch, aber doch so, dass man sich spiegelgleich wieder erkennen konnte.
Andreas Kunze verstand es zu schreien, zu stampfen, sogar einen Zirkustiger spielte er in „00 Schneider – Jagd auf Nihil Baxxter“. Seine bekannteste Rolle sollte aber für immer und ewig die der Mutter Potzkothen, die Mutter von Schlagersänger Johnny Flash im gleichnamigen Film, sein.
Dabei wird oft vergessen, dass Kunze derweil auch in anderen Feldern reüssierte. Ursprünglich wollte er nach dem Abitur Filmregisseur werden. Um den cineastischen Blick, das Sehverständnis zu erlernen, absolvierte er zunächst eine Ausbildung zum Fotografen. Nachdem ihm die Karriere beim Film im Ruhrgebiet, er lebte und arbeitet in Essen, zunächst verwährt blieben, beschloss er sich im Kabarett zu versuchen. Er machte schnell Bekanntschaft mit Piet Klocke, Heinrich Schafmeister und Sigi Domke. Mit ihrem „Kamikaze Orkester“, einer aberwitzigen Mischung aus Schauspiel, Gesang und Musikdarbietung, mischten sie alsbald die Kleinkunstbühnenszene im Ruhrpott auf.
Doch auch die „höhere Kultur“ lag ihm nicht fern. Von 1986 bis 1990 war Kunze Geschäftsführer des Kunsthauses Essen. Damals traten dort Helge Schneider und Harald Schmidt auf. 2004 war er auch neben Größen wie Moritz Bleibtreu und Katja Riemann im hoch gelobten Spielfilm „Agnes und seine Brüder“ zu sehen. Danach wurde es sehr ruhig um Kunze. Sporadisch war er noch auf Lesungen zu sehen. Am Donnerstag, den 8.4. verstarb Andreas Kunze im Alter von 57 Jahren nach einer Herzoperation.
Frederic Schwilden