Zurück im Leben

Nach seiner Trennung von Wet Wet Wet hat sich MARTI PELLOW endlich wieder aufgerappelt

Wenn man einmal einen wirklich glücklichen Menschen sehen will, muss man nur ein Konzert von Marti Pellow besuchen und dessen Gesicht beobachten. Stimmt er die Hits seiner ehemaligen Band Wet Wet Wet an, beginnt er zu strahlen, von einem Ohr zum anderen zu grinsen – und das, während er gerade perfekt „Goodnight Girl“ oder JLove Is All Around“ singt. Das soll der Ex-Junkie sein, den vor nicht allzu langer Zeit schon alle abgeschrieben hatten?

„5mi/e“hat Pellow sein Solodebüt genannt, das erste Album nach 16 Jahren Wet Wet Wet und vier Jahren im Abseits. Er hat kein Problem damit, über seine „dunkle Zeit“ zu reden: „Bloß weil ich als Popstar gehandelt werde, heißt das ja nicht, dass ich unfehlbar bin. Ich bin extrem fehlbar, wie man gemerkt hat Warum soll ich das nicht zugeben?“ Seine Stimme hat unter dem Heroin-Konsum nicht gelitten, immerhin. Auf sie konnte sich Pellow immer verlassen, bei seinen Songwriter-Qualitäten war er sich da anfangs nicht so sicher: Die meisten Wet Wet Wet-Songs hatten andere geschrieben.

Trotzdem machte er sich furchtlos an die Arbeit – angeblich ohne zunächst an Hits zu denken. Zeitlos, aber nicht langweilig zu klingen – das war das Ziel des Burt-Bacharach-Fans. Dass er dafür nun wieder dem Popzirkus samt Promotion und Tourneen beitreten muss, macht ihm keine Angst: „Ich passe jetzt besser auf mich auf.

Ich weiß endlich, wann ich Stop sagen muss.“ Am Ende von Vtfet Wet Wet war das wohl nicht mehr möglich. Man sprach kaum noch miteinander, jeder ging schnellstmöglich aufsein Hotelzimmer, keiner interessierte sich sonderlich für die offensichtlich angeschlagene Gesundheit ihres Sängers. 1999 zog Pellow die Konsequenzen und stieg endgültig aus.

Seitdem hat man von seinen Kollegen außer einem Greatest-Hits-Album nicht mehr viel gehört, aber Pellow wünscht ihnen alles Gute: „Sie können wunderbare Popsongs schreiben, die sicher auch ein Anderer singen kann.“ Er selbst nahm nach dem Split gleich Kontakt zu Chris Dafford auf, der ihm Texte schreiben sollte: „Ich bin leider immer so verkrampft, wenn es um Lyrics geht.“ Also rief er Dafford desöfteren mitten in der Nacht aus dem Studio in Memphis an, um eine Melodie vorzusingen und ihm zu sagen, worum’s gehen solL Am Morgen ratterte dann der passende Text durchs Fax – laut Pellow „ein Wunder. Er wusste immer, was ich will“. Nur „I’ve Been Around The World“ hat der Sänger selbst geschrieben. Es ist seine kleine, gar nicht frustrierte Abrechnung mit der Vergangenheit. „Ich habe viel gesehen, und ich bin dafür dankbar. Das wollte ich einmal ausdrücken. Außerdem hat an dem Tag das Faxgerät nicht funktioniert.“ Marti Pellow hat noch viel vor. Eine weitere Platte namens „Moonlight Over Memphis“ ist schon eingespielt. Mit Dafford arbeitet er nebenbei seit längerem an einem Musical. Als nächstes will er aber erst einmal ein Cover-Album aufnehmen, um seinen Vorbildern Tribut zu zollen: „Ich liebe Joni Mitchell, James Taylor, Tom Waits. Deren Lieder haben mich inspiriert und mir geholfen, und ich will diesen Songwritern endlich mal danken. Das wird kein Karaoke-TeiL Ich weiß, dass ich niemals so singen könnte wie Tom Waits, aber ich kann singen wie Marti Pellow. Und das kann nun mal keiner so gut wie ich!“ Der Mann hat gut lächeln.

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