Zwei Waldhörner in Paris – Zach Condon alias Beirut imitiert wieder die europaische Folklore

Condon macht sich Sorgen um seine Ukulele. Vor ein paar Tagen hat er sie in Paris durch die Luft gewirbelt, nun ist auf dem Rücken des Instruments ein Riss zu sehen. Aber das war’s wert: „Mann! Das Kocani Orkestar! Ich habe nur ein paar Songs mit ihnen gespielt, aber ich war außer mir vor Freude.“ Der 21-Jährige, der sich Beirut nennt, hat zurzeit einen Nebenwohnsitz in Paris. Lebensmittelpunkt bleibt aber New York.

Deshalb sollte man Condons neu gefundene Liebe zu Paris. Jaques Brei, Serge Gainsbourg und Frankreich im Allgemeinen nicht zu hoch hängen, denn noch immer dominieren bittersüße, östlich melancholische Melodien und mitreißende Blechbläser. Nicht ohne Grund hat der Multiinstrumentalist auf beiden Armen ein Waldhorn tätowiert. Dennoch gibt es Unterschiede zum gefeierten Debüt: „Das letzte Album entstand abgeschottet von der Welt in Neu-Mexiko. Bei ,The Flying Club Cup‘ habe ich zum ersten Mal mit Musikern gearbeitet, die ihre Instrumente besser beherrschen als ich. Weil ich Noten zwar lesen, aber nicht schreiben kann, bin ich im Studio wild gestikulierend herumgehüpft und habe Melodien vorgesungen.“

Doch nicht nur Pop spielt auf dem neuen Album eine Rolle, sondern auch alte italienische Schnulzensänger und griechischer Rembetiko. Das Internet-Magazin „Pop-Matters“ hat Condon einen „musikalischen Touristen“ geschimpft, der die Musik rumänischer Hochzeiten ausbeutet. Das ist natürlich Unsinn, denn Reinheitsgebote widersprechen dem Wesen der Popkultur. Condon, der Rock für mausetot hält, tut das auch auf dem neuen Beirut-Opus wieder mit ungeheurer Leidenschaft.

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