Startseite › Foren › Das Konzert-Forum: Wann, wer und wie › Und so war es dann › Elvis Perkins/Cold War Kids/Clap Your Hands Say Yeah – Hamburg, 11.02.
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Die Suche ist jetzt schon vorbei, im Februar. Das beste Konzert des Jahres gegeben haben, tusch, Cold War Kids, am 11. Februar im Knust in Hamburg. Als Vorgruppe wohlgemerkt, 35 Minuten lang.
Aber von Anfang an. Elvis Perkins steht früh auf der Bühne, Punkt halb neun und spielt ein ganz wunderbares halbstündiges Set. Die Zuschauer werden sich die Augen gerieben haben, wie jemand so unbekanntes so gut sein kann. Nach kurzer Zeit kam dann auch der Zwischenruf „What’s your name again?“ Elvis Perkins tritt mit einer 3köpfigen Band auf (als „Elvis Perkins in Dearland“) incl. Multiinstrumentalist, der auch mal eine trombone spielt. Sie sehen alle schön urig nach tiefster Provinz aus, die Vollbärte sind aber um einiges cooler als zB bei den Kings of Leon. Stilistisch ist das zutiefst amerikanische Folk music, es erinnert an sovieles, Bright Eyes, Ryan Adams, Simon & Garfunkel und sogar ein wenig an den Balkan-Folk von Beirut
Ich bereue es mittlerweile sehr, nicht die auf XL erschienene 11track CD „Ash Wednesday“ gekauft zu haben. Hier gibt’s immerhin 2 komplette Songs http://www.elvisperkins.net/site/music.shtml
Nach kurzer Umbaupause kommt dann das erwähnte Wahnsinnset der Cold War Kids aus Kalifornien. Der Sound ist für Knust-Verhältnisse fantastisch (wie auch bei den anderen Bands), perfekt auswogen, die Stimme von Sänger Nathan Willett ist sehr dominant. Aber wie beschreibt man bloß diese gruppe? Der Groove von Spoon, die unberechenbaren Tempo- und Stilwechsel von My Morning Jacket, die fiebrigen Gitarren und das unruhige Piano der Velvet Underground, das trifft es und auch wieder nicht. Die Single „Hang Me Up To Dry“ gerät noch um einiges großartiger und härter als auf Platte, unglaublich tight und die vier. Nathan Willett singt sich die Seele aus dem Leib, springt zwischen Klavier und Gitarre hin und her. „Hospital Beds“ ist ebenso intensiv, toll dieser mehrstimmige „put out the fire, boys“ Gesang im Refrain. Dann passiert etwas ganz wunderbares, viel zu selten bei Konzerten amerikanischer Bands in Deutschland zu sehen: Elvis Perkins kommt auf die Bühne und setzt sich ans Klavier, 2 seiner Bandkollegen spielen Sax und Klarinette. Zusammen mit den Kids spielen sie Kids Sam Cooke’s „A change is gonna come“. Willetts Stimme schafft auch diesen Kraftakt mühelos und mir fehlen jetzt noch die Worte, um die Kraft und die Wut dieser performance zu beschreiben. In ähnlicher Manier geht es weiter, mit einem mir unbekannten Song, in dessen Refrain Willett wie bei einem Spiritual immer wieder die Zeile „All those boys on death row“ wiederholt, Perkins fehlt jetzt, aber die Mini brass section ist da und fügt zirkusmusikartige Elemente hinzu, ähnlich wie bei frühen Songs von The Coral. Immer wieder ist der Song kurz davor, ins disharmonische, fast free-jazz-artige abzudriften, aber die Band fällt nie aus dem Groove. Wie oft erlebt man schon, dass verschiedene Vorbands zusammen jammen?
Nur allzu schnell ist das ganze vorbei, und nach halbstündiger Umbaupause kommen Clap Your Hands Say Yeah. Sie haben öfters Soundprobleme, aber sie weben auch einen komplexen Soundteppich, indem jedes Instrument eine noch so kleine Rolle hat. Anfangs gefällt mir das weniger, vielleicht bin ich auch immer noch verzaubert von ihrer Vorgruppe, aber irgendwann nehmen sie mich mit ihren ungewöhnlichen, aber fast immer tanzbaren Songs gefangen, obwohl die hohe, monotone Stimme von Sänger Alec Ounsworth manchmal etwas anstrengend ist, ebenso wie die kakophonischen Ausflüge ins Prog-oder wasauchimmer-Rockgefilde. Ich kenne keinen der Songs, aber gerade die vom ersten Album werden vom Publikum enthusiastisch gefeiert. 65 min dauert das ganze, dann werden wir in die Eisglätte der Hamburger Nacht entlassen.
Ein toller Abend, aber den nachdrücklichsten Eindruck haben die Cold War Kids hinterlassen. Ich fürchte nur fast, dass das Album, das ich erst in ein paar tagen bekomme, nicht so gut sein wird (und kann) wie ihr Live-Auftritt.
In ein paar Monaten wollen sie wiederkommen, als headliner. Und werden mal wieder das konzert des jahres geben.Highlights von Rolling-Stone.deJames Brown: Dies ist die Todesursache des Godfather of Soul
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WerbungKann man für Berlin fast genauso übernehmen. Nur dass hier die CWK 50 Minuten gespiellt haben… Elvis Perkins habe ich leider verpasst und nur zu Gesicht bekommen als sie bei den CWK und CYHSY auf die Bühne gekommen sind. Während des CWK Sets haben ihm dann auch alle zum Geburtstag gratuliert und wir haben ein Ständchen gesungen
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Elvis Cos…ähm…Perkins gefiel schon, mir fehlte es im Gesamtbild vielleicht nur ein wenig an einem gewissen Grad von besonderer Persönlichkeit.
Die Cold War Kids dann konnten insbesondere mit meinen beiden Lieblingssongs „Hospital Beds“ (unbedingt den expressionistisch angehauchten Text studieren) und „Hang Me Up to Dry“ sehr überzeugen: eine wirklich gelungene Performance. Vielleicht bin ich bei ihrer „Solo“-Tour in einigen Monaten wieder mit dabei.
Einen in jeder Hinsicht absolut stimmigen Auftritt lieferten Clap Your Hands Say Yeah ab, die die Atmosphäre des raumfüllenden Fridman-Sounds vom brillanten „Some Loud Thunder“-Album scheinbar mühelos mit reduzierten Reproduktionsmöglichkeiten und somit in abgewandelter Form auf die Bühne übertrugen.
Da hätte zum krönenden Abschluss nur noch „Five Easy Pieces“ gefehlt, und am Titel „vorgezogenes Konzert des Jahres“ wäre tatsächlich sehr schwer zu rütteln gewesen…Ausgezeichnet.--
"Wenn man richtig liest, löst man einen innerlichen kreativen Prozess aus. Die meisten Leser inszenieren einen Film. Weswegen es überhaupt kein Wunder ist und mediengeschichtlich konsequent, dass der Roman des 18. und 19. Jahrhunderts in die Erzählkino-Kultur des 20. Jahrhunderts übergegangen ist." (Peter Sloterdijk)ich möchte dies hier nochmal nach oben holen, einfach weil dieses konzert so gut war (hab ich das schon erwähnt?).
und da mir „Hang me up to dry“ nicht aus dem Kopf geht, möchte ich das mit anderen teilen. man möge sich doch bitte ihr Video anschauen, schwarz-weiß, low-budget und eigentlich auch ganz lässig:
http://youtube.com/watch?v=snQW28vYH8s -
Schlagwörter: Cold War Kids
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