Kommentar: Was gibt es Schlimmeres als die Foo Fighters?

Dave Grohl ist der netteste Rockstar, den es je gab. Er lässt Konzertgäste mitspielen. Er tritt mit Knochenbrüchen auf. Er kommt, wenn er gebeten wird. Seine Foo Fighters sind einfach unerträglich. Von Frédéric Schwilden

Je dunkler es draußen ist, desto mehr scheinen die Sterne zu leuchten. Das nasse Gras der Nacht vergisst man sofort, schaut man nach oben und träumt von ach so fernen Dingen. Nach ihnen greifen will man. Und gerade diese Unmöglichkeit, dieses Es-nicht-fassen-können, das macht den Sternenhimmel zur Projektionsfläche aller Wünsche und Träume. Nur unerreichbare Dinge verlieren niemals ihren Glanz. Das ist auch der Grund, warum die Foo Fighters die schlechteste Rockband der Welt sind. Rockmusiker müssen Stars sein. Unerreichbar am Firmament strahlen. Sie müssen und sollen bei ihrem Absturz auf die Erde kometenhaft verglühen.

Die Foo Fighters aber laden einen Fan auf die Bühne, der Geburtstag hat, damit er mit ihnen einen Song am Schlagzeug spielen kann. Das ist natürlich sehr nett von Dave Grohl, dem Sänger und Gitarristen der Band. Aber richtig ist es nicht. Denn die Rockstars – die, deren Leben wir uns eigentlich kaum vorstellen können, aber wollen – werden auf einmal austauschbar.

Und ewig flattert das Flanellhemd

Der echte Drummer der Foo Fighters, Taylor Hawkins, wird von einem unscheinbaren Jungen ersetzt, der sich, bevor er zu trommeln beginnt, Dave Grohl noch vor die Füße wirft und ihn wie einen Messias anbetet. Was auch richtig ist. Dave Grohl aber als falsch findet. „No, no, no, don’t pull that shit“, ruft er ihm zu. Am Ende spielt der junge Jubilar den Song „Big Me“ ähnlich gut wie der echte Drummer der Band. Und der wiederum erscheint in diesem Moment als Statist. Ein ungelernter Hilfsarbeiter, der jederzeit vom nächsten ersetzt werden kann.

Die Foo Fighters sind schuld daran, dass es keine Stars mehr gibt, an die man glauben kann. Die Foo Fighters sind biertrinkende Freunde im Flanellhemd, die den Absprung von Koteletten, langen Haaren und Bart verpasst haben. Die Freunde, auf die man sich zwar freut, die aber auch hängen geblieben sind.

Bei einem Konzert in Göteborg dieses Jahr im Juni bricht sich der Frontmann der Foo Fighters das Bein. Dave Grohl wird von Sanitätern herausgetragen, verspricht aber, das Konzert zu Ende zu spielen, wenn er aus dem Krankenhaus zurück ist. Natürlich tut er das. Und wieder freuen sich die Fans.

Ach ja, das hätte ich fast vergessen. Neulich haben auch noch 1000 Leute einen Song der Foo Fighters gleichzeitig gespielt, damit die Band nach Norditalien kommt. Wohl mit Erfolg. Die Band antwortete, man werde sich bald sehen. Ein Rockstar allerdings sollte nicht immer an seine Fans denken. Sonst wird er zu einem Dienstleister. Einem jovialen Schuhputzer, der fröhlich pfeifend den Schuh poliert, selbst aber den Glanz verliert. Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, muss der Prophet zum Berg. Am Ende ist er nur ein Bergsteiger.

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