Paul Simon & Sting live in Berlin: Und „So Lonely“ kriegt ein Tuba-Solo

Vollbart und Luft-Hackbrett-Einlage: Am 16 März spielten Paul Simon und Sting gemeinsam in der ausverkauften O2 World in Berlin – und präsentierten sich als altersweises Duo mit jeder Menge Hits.

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Es hätte „ein gewaltiges Chaos“ werden können, diese Tour, diese Konzerte, wie Paul Simon ein wenig schelmisch zu Beginn in Berlin (16. März) zugibt. Doch das Konzept von „Paul Simon & Sting – On Stage Together“ scheint aufzugehen – schließlich sind die beiden Barden nun bereits seit über einem Jahr gemeinsam unterwegs und kombinieren dabei ihre musikalischen Talente. Beide Künstler haben ihre kompletten Bands mitgebracht – und so entern um kurz nach halb acht rund 20 Mann die Bühne der O2 World.

Der sichtlich gealterte Simon (73) gibt sich von Anfang an leger, in ein etwas zu weites Hemd gehüllt und mit einer umgeschnallten Akustikgitarre, die er kaum benutzt; Sting (62) trägt mittlerweile Vollbart und ein hautenges T-Shirt und ist von Beginn an deutlich lebendiger als sein zweieinhalb Köpfe kleinerer Kollege.

Von Anfang an wird erkennbar, wohin die musikalische Reise an diesem Abend geht. Sowohl zusammen als auch einzeln wird das ungleiche Paar auf der Bühne stehen, um ein Programm aus Songs ihrer Karrieren aufzuführen. Gleich Stings „Fields Of Gold“, bei dem sich die Herren am Gesang abwechseln, ist ein frühes Highlight, bevor Simon abtritt und das Feld dem Bassisten überlässt.

Dieser konzentriert sich zunächst auf Songs seiner Ex-Band The Police (herausragend: „So Lonely“ mit Tuba(!)-Solo), ergänzt um „Englishman In New York“, das frenetischen Jubel erntet. Hin und wieder scheint sich Sting in Frage-Antwort-Rufen mit dem Publikum zu vergessen (sein „Hey-o-ho-ho!“ in „Walking On The Moon“), doch ansonsten liefert er eine solide und beeindruckende Show ab – nicht zuletzt dank seiner hervorragenden Band, bestehend aus Gitarrist Dominic Miller, Keyboarder David Sancious und Drummer Vinnie Colaiuta.

Paul Simon erreicht in seinen Solo-Sets mit mehr (seine Band besteht aus neun Musikern) deutlich weniger. Das schmälert zwar nicht die Qualität von „50 Ways To Leave Your Lover“ und „You Can Call Me Al“ – doch ruhige Songs wie „The Obvious Child“ oder „Hearts And Bones“ wirken nicht packend genug.

Die wirklich besonderen Momente geschehen immer dann, wenn die beiden Musiker gemeinsam auf der Bühne stehen und im Duett zu hören sind. Paul Simons Interpretation von Stings „Fragile“ sorgt für Gänsehaut, Sting singt – fast komplett allein – „America“ von Simon and Garfunkel – und wenn „The Boxer“ angestimmt wird, hat man Art Garfunkel fast schon vergessen. Doch auch hier gibt es Ausnahmen: „Mrs. Robinson“ wird verlangsamt gespielt und verkommt so zu stumpfer Mitklatschmusik.

Als nach zwei Stunden 45 Minuten und vier Zugaben – darunter „Every Breath You Take“, „Bridge Over Troubled Water“, bei dem Sting Szenenapplaus erntet, und das schön intime Everly-Brothers-Cover „When Will I Be Loved?“ – Schluss ist, wird klar, dass sich Simon grundlos gesorgt hat: Zum Chaos ist das Konzert nicht geworden. Im Gegenteil, die beiden Musiker ergänzen sich hervorragend. Gehässige Fragen und Gedankenspiele darüber, ob diese Männerfreundschaft nur aus monetären Gründen besteht – immerhin würde es heute weder Sting noch Paul Simon allein gelingen, vor 12.500 Leuten aufzutreten – sollten nach diesem Konzert der Vergangenheit angehören.

Setlist Paul Simon und Sting, 16. März, Berlin, O2 World:

Paul Simon & Sting:

1. „Brand New Day“

2. „The Boy In The Bubble“

3. „Fields Of Gold“

Sting solo:

4. „So Lonely“ (The Police)

5. „When The World Is Running Down, You Make The Best Of What’s Still Around“ (The Police)

6. „Englishman In New York“

7. „Driven To Tears“ (The Police)

8. „Walking On The Moon“ (The Police)

Paul Simon & Sting:

9. „Mrs. Robinson“ (Simon & Garfunkel)

Paul Simon:

10. „50 Ways To Leave Your Lover“

11. „Dazzling Blue“

12. „Graceland“

13. „Still Crazy After All These Years“

14. „That Was Your Mother“

Paul Simon & Sting:

15. „Fragile“

Sting:

16. „America“ (Simon & Garfunkel)

17. „Message In A Bottle“ (The Police)

18. „The Hounds Of Winter“

19. „The End Of The Game“

20. „Roxanne“ (The Police) (Medley mit Bill Withers‘ „Ain’t No Sunshine When She’s Gone)

21. „Desert Rose“

Paul Simon & Sting:

22. „The Boxer“ (Simon & Garfunkel)

Paul Simon:

23. „Me And Julio Down By The Schoolyard“

24. „The Cool, The River“

25. „Hearts And Bones“

26. „Mystery Train“ (Original von Little Junior’s Blue Flames)

27. „Wheels“ (Original von Chet Atkins)

28. „Diamonds On The Soles Of Her Shoes“

29. „You Can Call Me Al“

Zugabe – Paul Simon & Sting:

30. „Cecilia“ (Simon & Garfunkel)

31. „Every Breath You Take“ (The Police)

32. „Bridge Over Troubled Water“ (Simon & Garfunkel)

33. „When Will I Be Loved?“ (Original von The Everly Brothers)

Paul Simon & Sting – On Stage Together live:

25.03. Köln, LANXESS Arena
28.03. München, Olympiahalle
01.04. Wien, Wiener Stadthalle

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