Bob Dylan wird 70: Gitarrist David Mansfield im Interview

Als Bob Dylan 1975 die große Hippie-Zirkus-Tour startete, war Gitarrist und Geiger David Mansfield dabei – staunend. Sein Fazit: "Alle waren verrückt!" Das Interview eröffnet unsere Dylan-Berichterstattung.

Am 24. Mai wird Bob Dylan 70 Jahre alt. Aus diesem Grunde eröffnen wir heute unsere ausführliche Dylan-Berichterstattung – frei nach dem Motto: „Unseren täglichen Dylan gib uns heute.“ Gleichzeitig präsentieren wir das große Gewinnspiel von www.legacy-club.de. Ab sofort gibt es somit täglich eine Prise Dylan: Wir lassen alte Weggefährten zu Wort kommen, zeigen exklusive Fotografien, fragen namhafte Musikerkollegen nach ihren liebsten Dylan-Songs, überlassen ausgewiesenen Dylan-Experten das Wort undsoweiterundsofort. Den Anfang macht unser Interview mit David Mansfield – Zeitzeuge und Mitmusiker der „Rolling Thunder Revue“, jenem Hippie-Zirkus, mit dem Dylan 1975 durch die Lande zog.

David Mansfield, Sie waren erst 18, als Sie mit dem 15 Jahre älteren Dylan unterwegs waren. Konnten Sie Freunde werden?
Ich habe während der Rolling Thunder Revue wenig Zeit mit Dylan verbracht. Wir waren eine große Gruppe, er hatte alle Hände voll zu tun. Ich fand ihn nicht besonders verrückt – weil alle irgendwie verrückt waren, T Bone Burnett, Bobby Neuwirth, Jack Elliott.

Im Lauf der Tour kamen immer wieder andere Künstler dazu, Allen Ginsberg, Joni Mitchell – klingt ungeheuer romantisch.
Das war es ja auch! Ginsberg zum Beispiel war ein wichtiger Teil der Tour, obwohl er kaum auf der Bühne war – die Grenze zwischen der Show on stage und der Show off stage war sehr fließend. Ich erinnere mich an eine Generalprobe in einem alten Ausflugshotel in Massachusetts. Wir traten vor Karten spielenden Senioren auf, Ginsberg las Gedichte vor. Eine bizarre Szene, die Leute waren völlig verwirrt.

Wie war Dylan als Bandleader?
Man musste auf der Bühne ständig auf seine Körpersprache achten, sonst hatte man ein Problem. Manchmal änderte er Arrangements, hielt Noten länger als sonst. Diese Spiele trieb er auch mit Joan Baez: Er phrasierte aberwitzig, änderte die Harmonien so, dass ihr Gesang nicht mehr passte. Einmal trat sie ihm deshalb auf der Bühne so richtig Charlie-Chaplin-mäßig in den Hintern! Nur die Band konnte es sehen. Sie tat es quasi für jeden von uns.

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