Masha Qrella – Frl. Zögerlich

Ihre Lieder werden in der TV-Serie "Grey's Anatomy" gespielt. Warum, vermag Masha Qrella selbst nicht zu erklären

So rätselhaft und zeitverloren das schwarzweiße Covermotiv ihres neuen Albums „Analogies“ anmutet, so subtil klingt die Musik der Berlinerin Masha Qrella, die sich auf wunderbar bescheidene Weise jeder deutschen Pop-Zugehörigkeit entzieht. Bereits seit Anfang der 90er-Jahre machte die Songschreiberin mit den Bands Mina und Contriva auf sich aufmerksam. Doch ihre Mitmusiker gingen irgendwann andere Wege, studierten oder suchten ihr Glück im Familienleben. 2002 veröffentlichte Qrella ihr Soloalbum „Luck“. Seither tourte sie vor allem durch Europa. Sie spielte als Support für Calexico, zwei ihrer Songs schafften es sogar in die US-TV-Serie „Grey’s Anatomy“, was sie selbst nicht zu erklären vermag. „Das sind Wege, die ich immer noch nicht richtig schnalle.“ Denn ihre „Fanbase“ sei ja keineswegs „safe“ genug, um eine US-Tour zu machen.

Ihre Fans müssen vor allem eines sein – geduldig. Denn Qrella brütet lange, mitunter sehr lange über ihren Projekten. Zwischen ihrem Solodebüt und „Analogies“ erschienen gerade mal eine weitere Platte mit eigenen Stücken sowie das Tributalbum „Speak Low“ mit Liedern von Kurt Weill und Frederick Loewe. Perfektionismuswahn, könnte man vermuten. „Vielleicht bin ich auch einfach nur umständlich“, sagt Fräulein Zögerlivh selbst äußerst trocken. Bereits seit 2007 trage sie die meisten Songs von „Analogies“ mit sich herum. „Ich wollte damals alles sehr modern klingen lassen, mit Samples und so.“ Doch dann sei sie mit dem eher „spacigen“ Sound derart unzufrieden gewesen, dass sie alles erst mal auf Festplatte zwischenlagerte.

Den Anstoß, das Album erneut anzugehen, lieferte der Song „Take Me Out“, den Qrella für den Dokumentarfilm „Meine Freiheit, Deine Freiheit“ schrieb. Generell sei sie am produktivsten, „wenn es einen Auftrag oder eine externe Idee gibt“, sagt Qrella, die nach alter Neil-Young-Manier – und das passt wiederum gar nicht zu ihrem Veröffentlichungsrhythmus – schnelle Entwürfe bevorzugt. Zu viel Herumgefriemel störe sie, auch wenn auf „Analogies“ jeder Ton bis ins Kleinste ausnuanciert scheint. Schon erstaunlich: Derart unverkrampfte Popmusik hat man nicht nur hierzulande in den vergangenen Jahren vermisst. Manches klingt wie eine Art Minimal-New-Wave, anderes erinnert an die kühlen, schlafwandlerischen Melodien einer Suzanne Vega.

„Ich bin keine Musikwissenschaftlerin“, sagt Masha Qrella achselzuckend. „Vieles interessiert mich zwar, aber ich kenne mich nicht aus.“ Wem ein Album wie „Analogies“ gelingt, der braucht sich auch gar nicht „auszukennen“ – dem reicht das eigene Talent völlig.

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