Lady Gaga in Berlin: Hipster-Schnurbart und Artpop. Video und Fotos

Im Berliner Club Berghain stellte Lady Gaga ihr neues Album "Artpop" vor. Wir zeigen die Fotos sowie einen dort aufgenommenen Live-Clip von "Gypsy".

Ob Lady Gaga vielleicht im Berliner Bezirk Neukölln unterwegs gewesen ist? Mit altherrischem Schnurbart, wie ihn die dort flanierenden Hipster zur Schau tragen, zeigte sich sich die Sängerin bei ihrem Kurzbesuch in der Hauptstadt. Im Berliner Club Berghain stellte Gaga ihr kommendes Album „Artpop“ (Veröffentlichung am 8. November) vor. Die meiste Zeit tanzte sie zu den 15 neuen Stücken auf einer Bühne, oder im Publikum inmitten ihrer treuen Fanschar, den „Little Monsters“. Natürlich bewegte sie zur Musik aus der Anlage auch ihre Lippen.

Aurelia Kanetzky war vor Ort und berichtete aus dem Berghain:

Anmerkung der Autorin: Im folgenden Résumé des gestrigen Lady-Gaga-Abends wird die Formulierung „Little Monsters“ aufgrund von größter Antipathie gegenüber dieses Begriffes gemieden. Wer wissen möchte, wie Lady Gaga ihre Fans anspricht, muss woanders weiterlesen.

Man hätte doch glatt meinen können Always-on-fire-Gaga hätte zu einer Kuschelparty in ihren Lieblingsclub geladen, so sehr betätschelte, beliebäugelte, drückte und herzte sie ihre Fans, während sie ihr Album auf der Berghain-Bühne, im Berghain-Zuschauerraum, ja fast wie eine Paris Hilton hier und da halbnackt kräftig anheizte: Kaum war der Mantel weg, zeigte die Sängerin ihre Strapse. Und tanzte zum Playback des neuen Albums „Artpop“ durch die Menge.

Wollte man zu Beginn noch anstandshalber ein bisschen peinlich berührt sein, ging das schnell nach hinten los, denn die Gaga hob die Arme und alle Kinder machten mit. Artpop nun. Ein Album das beim ersten Hinhören eine Mischung bietet aus penetrantem Dance, Dub-Einflüssen, R’n’B-Parts und gehörig gängigem Chartpop. Christina Aguilera trifft Icona Pop trifft RadioGaga.

Und hatte man sich vorher nicht noch das Maul darüber zerrissen, ob ihr Ideenreichtum doch bald ausgeschöpft sein müsste, sie sich kaum noch toppen könnte? Man hatte das ganz große Spektakel nicht mehr kommen sehen. Doch die Peripetie ließ nicht lang auf sich warten. Wer auch immer Lady Gaga als Imitatorin einer Madonna gesehen hatte (man erinnere sich an „Born This Way“), bekam eine ordentliche Schelte. „Art is always dedicated“, betonte die Gaga in einer rührenden Hommage an Kunst und Popkultur. Keiner könne die Kunst für sich allein besetzen, denn Kunst bewegt sich, schreitet fort, greift auf, nimmt mit und verändert. „Die Kunst ist eine Tochter der Freiheit“ – mit anderen Worten. Und das ist der Grund, warum sie sich in Berlin so zu Hause fühlt, denn hier spürt sie diese Verbindung von Kunst und Freiheit, von Individualität und Kreativität wie nirgendwo sonst. Doch alle poetischen oder esoterischen Liebesgelüste wurden dann auch wieder runtergebrochen auf Sachlichkeit und Professionalität. Zum Beispiel wenn Gaga betont, dass Popkunst nun mal größte Disziplin einfordert – „Artpop“ auch nur ein ganz gewöhnliches Pop-Album ist und sie nicht die größte lebende Popikone.

Es war DER Moment für einen jeden anwesenden Fan, der seine Frage ganz persönlich im Spotlight an die Pop-Lady stellen durfte. Denn Lady Gaga stellte nicht nur die 15 Songs des Albums vor, sondern stellte sich auch für ein Q&A zur Verfügung. Da hagelte es Lobhymnen, ja fast Gedichte. Mit Kloß im Hals, mit feuchten Augen. Und auch Lady Gaga konnte sich hierbei ihre Rührung nicht verkneifen. Selten hat man einen Popstar dieser Größenordnung so nah, so ehrlich, so ungestellt gesehen. Lady Gaga, so schien es an diesem Abend, liebt ihre Fans wirklich, sie tut nicht nur so. Wer konnte da noch reserviert bleiben? Man hatte sie plötzlich einfach so lieb. Und sich selbst mit, genau dafür.

Dann eine kleine Pause. Der Abschluss dieses Abends – eine Live- Performance des Songs „Gypsy“ am Klavier – versprach alles Bisherige zu toppen. Und das tat es. Oh und wie sehr. Es sind Momente im Leben, die einen schaudern lassen vor Rührung, vor Begeisterung, vor Achtung. Es ist dieser „Sing, Arielle, sing!“-Moment, in dem eine Stimme, so kräftig, so hochschwebend, so leidenschaftlich alle Körper und Seelen magisch einwickelt und ganz nah zu sich heranzieht. Ein Moment, in dem man überschwänglich schwärmen möchte und doch keinen Ton herausbringen kann. Wenn Lady Gaga da an ihrem Flügel sitzt, so ganz ohne elektronisches Geschrammel und Party-Gedöns, dann hört und sieht man, dass sie eine der ganz Großen ist und sehnt sich nur nach einem: Applaus.

„Gypsy“ live:  

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