Thees Uhlmann

Thees Uhlmann

Grand Hotel van Cleef

Für seine Band Tomte hat Thees Uhlmann einst ein Lied über den Schalker Bankdrücker Yves Eigenrauch geschrieben. Für Stadion-Rock war das viel zu rührend. Heute singt Uhlmann auf seinem Solo-Debüt erneut so ein platonisches Lied: Es handelt von der Schlecker-Verkäuferin im Bus, dem „Mädchen von Kasse 2“. Schon mit der recht kitschigen Umarmung einer fremden Lebenswelt tritt Uhlmann aus dem Schatten von Tomte heraus. Er singt noch von den alten Codes, den Platten und dem Fußballverein, jedoch in Nebensätzen.

Uhlmann will neue Herzen erobern, sie sind ihm das Allerwichtigste: „Dein Herz ist wie eine Berliner Synagoge/ Es wird Tag und Nacht bewacht“, singt er in „17 Worte“. Mag man da überhaupt noch weiterhören? Im Heartland-Rock von Bruce Springsteen hat Uhlmann die Legitimation für die klaviergetriebenen, entfesselten Rock-Arrangements, aber auch für die gnadenlose Subjektivierung seiner Songs gefunden. Als „dancer in the dark“ verneigt er sich in „Römer am Ende Roms“ gelungen vor dem Boss. Allerdings verwechselt Uhlmann in seinem rührenden Überschwang oft zusammengereimtes Pathos mit der subtilen Emotionalität, die viele Tomte-Stücke auszeichnete. Sein Heimatlied „Lat: 53.7 Lon 9.111667“ (das sind die Koordinaten des Dorfes Hemmoor) ist bräsiger Rock, „Paris im Herbst“ eine einzige Schunkelei. Da passt es, dass Casper in „& Jay-Z singt uns ein Lied“ einen reibeisigen Emo-Rap beisteuert. 

Wäre dieses Album – frei nach der Rhetorik des Tomte-Sängers – ein Film, wäre es wohl „Forrest Gump“: ein ergreifendes Schmierentheater.

Beste Songs: „Zum Laichen und Sterben ziehen …“, „Römer am Ende Roms“