Keane

Strangeland

Universal 05. Mai 2012

Oft tauchen Bands nach Jahren des Schweigens wieder auf, um dann bei der Vorstellung taufrischer Aufnahmen herumzuposaunen, wie bahnbrechend anders jetzt alles wäre und welche musikalische Kehrtwendung sie gemacht hätten. Und der Hörer stellt frustriert fest: Alles Blödsinn!

Hier nun die überraschende Ausnahme von der trostlosen Regel: Nach vier Jahren Pause haben die Pathospopper von Keane jeglichen Ballast aus dem Bandbus geworfen und sich dabei vom 80er-Jahre-Pomp des letzten Albums „Perfect Symmetry“ abgekoppelt.

Die Briten verfügen mit „Sea Fog“ nunmehr über ein eigenes Studio, das Dan Grech, jener junge Mann, der bereits den Vaccines und Lana Del Rey ihren Anstrich zur Zeit verpasst hat, als erster Produzent betreten durfte. Befreiungsschlag, Baby! Statt wabbernden Synthies obwalten plötzlich Sunshine-Pop-Leichtigkeit und Westcoast-Milde – dazu gesellen sich eine Crowded-House-typische Melancholie und der Pop-Appeal von

a-ha. Das mit Beatles-Harmonien gespickte „Watch You Go“ enthüllt sich als der beste Dreiminüter von Songschreiber Tim Rice-Oxley seit „Snowed Under“, und selbst bei einer Keaneschen Songmatrize wie „Day Will Come“ präsentiert sich Sänger Tom Chaplin schwereloser als je zuvor. Das die Anfangstage dominierende Piano wurde zurück an den vorderen Bühnenrand geschoben („Piano Rock“ – so steht’s auf Wikipedia!), darüber thronen – das kennt der Keane-east freilich – kettensprengende Melodien und euphorisierende Refrains.

Noch wäre es natürlich ein wenig verfrüht, von einem Alterswerk zu sprechen. Aber das vierte Album schlägt seine Vorgänger um Längen, und Keane behaupten sich einmal mehr als „the thinking man’s Coldplay“.