14. April 1972: Ziggy Stardust steigt hinab auf die Erde

Eine blaue Gitarre, ein kurz eingeblendetes Gesicht, „hey la la“. Und plötzlich sieht man den Mann in seiner ganzen bunten, so andersartigen Pracht. Orangerot gefärbtes Haar, Lidschatten, Kajal-Augen, ein Phantasiekostüm in grellem Rot und Blau, halb Strampelanzug, halb Uniform.

Plus kniehohe Schaftstiefel. Ein Alien – please let me introduce myself: Ziggy Stardust! Kaum weniger außerirdisch David Bowies Spießgesellen: der feingliedrige Gitarrist Mick Ronson, gülden gewandet, mit platinblonder Mähne und kniehohen Plateaustiefeln so etwas wie die feminine Ausgabe von Elton Johns „Rocket Man“. Bassist Trevor Bolder gibt mit silbern gefärbtem, gewaltigem Backenbart einen bizarren SciFi-Catweazle. Ein Auftritt mit Folgen: All die Helden der Stunde – Marc Bolan, Slade, David Cassidy und Gary Glitter – sind nun degradiert zu Kinderzimmer-Kaspern. Bowie und seine Spiders From Mars dagegen haben etwas Gefährliches, provozierend Echtes. Als der Sänger den Arm um Ronsons Schulter legt und beide gemeinsam ins Mikrophon singen, scheinen sie sich lächelnd über alle Geschlechtergrenzen hinwegzusetzen. Mit provokanter Gewissheit spricht aus jeder ihrer lässig-arroganten Gesten: Wir sind jung, wir sind anders, wir sind schön und wir sind Stars! Nach der eher uneitlen Hippie-Ästhetik der Sixties war dies die perfekte Formel für den neuen Rock-Hedonismus der siebziger Jahre.

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