Die wichtigsten Alben von David Bowie

Ein Blick auf die entscheidenden Alben von David Bowie.

Essenziell

Hunky Dory (1971)

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Der Astronaut war zurück auf der Erde, und er widmete sich nun wieder irdischen Obsessionen. Nach „Space Oddity“, 1969 fünf Tage vor der ersten Mondlandung erschienen, der Blumenkinder-Nostalgie „Memory Of A Free Festival“ und den Nietzsche-Betrachtungen in „The Man Who Sold The World“ galt Bowie gleichermaßen als Visionär und Träumer. Jetzt kostümierte er sich, wie der Satanist Aleister Crowley, als ägyptischer Priester der Eleusis-Riten. Puh. Vor allem aber ist „Hunky Dory“ eine in assoziativen Reimen erzählte Betrachtung von Genies („Andy Warhol“) und ein Ausdruck der Enttäuschung über den Ausverkauf von Kunst „Life On Mars? “ endet pompös-ironisch mit den von Space-Agern als Hymne vereinnahmten Paukenschlägen von „Also sprach Zarathustra“. In „Quicksand“ nimmt Bowie die „Ziggy Stardust“-Furcht vorweg, dass eine Persona früher oder später zur Karikatur verkommt.

Young Americans (1975)

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„It’s hip to be alive“: So schrieb er den Text von „Win“. Überleben als popkulturelles Statement, ein pervertiertes „Leben für die Kunst“. Er aß nicht mehr und nahm, um eine neue Richtung zu finden, umso mehr Drogen. Bei den Grammys erkannte Yoko Ono Bowie im ausgemergelten Nosferatu nicht mehr wieder. Die Lieder über „Afro-Sheilas“ nannte er „Plastic Soul“, aber das ist Quatsch. Kein Weißer machte damals besseren Soul. „Fascination“ übertrumpft „Funky Music“, die Vorlage des mitwirkenden Luther Vandross. Dazu kongeniale Arbeiten mit den Sängerinnen Ava Cherry und Robin Clark – enger war er im Studio mit niemandem mehr.

Station To Station (1976)

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Seine Kunstfigur Thin White Duke beschrieb er als Barden, der über Romanzen singt, dabei aber nichts fühlt. Er malte okkulte Zeichen auf den Boden seiner Villa, ließ sich durch Hollywood kutschieren und stieg aus Angst doch nie aus dem Wagen. Im Titelsong erwähnt er endlich und erstmals das „Cocaine“, später entlarvte er im Bühnen-Talk scherzhaft das Ringen mit seinen hochtrabenden Konzepten als JunkiePlanlosigkeit: „Interessieren sich die Toten für die Belange der Lebenden? Kann ich den Fernsehsender wechseln, ohne die Fernbedienung zu benutzen? “ Das alles reichte für seine packendsten Songs.

Low (1997)

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Das ebenfalls 1977 veröffentlichte „Heroes“ hatte die Hymne. Aber „Low“ war der Pionier. 38 Minuten, elf Stücke, nur fünf mit Gesang, die zusammengezählt lediglich 14 Minuten einnehmen. In dem Jahr, als Punk die Welt eroberte, türmten Tony Visconti und Brian Eno Harmonizer auf, für paffende, zischende Musik wie aus Wundermaschinen von Jules Verne. „Don’t you wonder sometimes about sound and vision? “, fragt Bowie zwischen all den Luftpumpen. Die Anti-Statements unterschieden ihn vom Punk, aber auch vom eigenen Art-Rock. Wuchtete er in „Station To Station“ noch unglaubliche Textmengen in lange Lieder, dachte er sich nun eine Sprache aus: „Mmmm-mm-ommm/ Helibo seyoman Cheli venco raero.“

Lohnend

Ziggy Stardust (1972)

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„The Rise and Fall“ nicht nur von „Ziggy Stardust“, sondern auch der „Spiders From Mars“, wie es im längeren Titel heißt, gilt als Meisterwerk des Glam-Rock. Marc Bolan war mit dieser Musik früher dran, aber das Erstaunliche ist, dass Bowie seinen außerirdischen „Starman“ nicht mit Space-Atmosphären, sondern mit klassischem Rock’n’Roll ausstattete. „Moonage Daydream“ vereinte ordinären Hipster-Slang („Press your space face close to mine, love“) mit Mick Ronsons orgiastischem Gitarrensolo. Das hätte niemals enden dürfen. Weil es ausgeblendet wird, feuert es, immerhin, im Kopf seine „ray gun“ bis heute weiter.

Let’s Dance (1983)

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Die Verpflichtung des ehemaligen Chic-Gitarristen Nile Rodgers war mutig – hatte Bowie sich doch mit dem Vorgänger, „Scary Monsters“, noch äußerst erfolgreich an Post-Punk versucht. Rodgers bedankte sich nun mit der Produktion eines Schlagzeugklangs, der neben Phil Collins’ Gated-Reverb-Sound seinesgleichen sucht. Songs über Rassismus („China Girl“) und Antikapitalismus („Let’s Dance“). Der Aufruf zum Tanz ist ein Aufruf zum Konsum – und daraus folgt Verderben, was auch die Aborigines in David Mallets berühmtem Video erfahren. Die Leute lachen dennoch – weil das Album eben so heißt, wie es heißt. Hieße es, wie ursprünglich geplant, „In God And Man“ (nach einer Zeile aus dem Song „Modern Love“), wäre seine Größe zweifellos offenkundiger.

The Next Day (2013)

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„Blackstar“ erhielt jauchzendere Besprechungen. Es erschien an Bowies letztem Geburtstag und damit zwei Tage vor seinem Tod, das galt als übersinnliche Fügung. Aber sein Comeback-Album hat das bessere Material. In „The Stars (Are Out Tonight)“ fragte er noch vor „Lazarus“, ob Popstars unsterblich sein können. Dennoch ist es kein Alterswerk geworden, keine Rückschau. Bowie inszenierte sich mehr als Chronist fremder Schicksale, in Schützengräben des Ersten Weltkriegs, bei der Hexenverbrennung im Mittelalter oder einem Highschool-Massaker. Zehn Jahre lang kein Album, und dann eines, in dem er sich kaum erklärt: Für Bowie war es schlicht „der nächste Tag“.

Ergänzend

Black Tie White Noise (1993)

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„Spiel so, als hätte es die 50erJahre nie gegeben!“, wies Bowie seinen Produzenten Nile Rodgers vor dessen unfassbarem und auch nur neunsekündigen Gitarrensolo in „Miracle Goodnight“ an. So als wäre „weiße“ Musik nie von „schwarzer“ beeinflusst worden. Ein kühner, nicht durchweg gelungener Versuch einer Neudefinition futuristischen Pops.

Earthling (1997)

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Erstmals arbeitete er einem Trend hinterher, Drum and Bass war 1997 am Ausglühen. Aber „Looking For Satellites“ und „Little Wonder“ waren größer als ihr Beat. Bowie sang im Free-Tibet-Jahr über „Seven Years In Tibet“ und trug einen Union-Jack-Mantel von Alexander McQueen – um Cool-Britannia-Euphorikern zu zeigen, wer hier noch immer der König von England war.

Schwächer

Diamond Dogs (1974)

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Bei Weitem nicht das schwächste, aber das enttäuschendste Werk. Glam („Rebel Rebel“) war schon so durch wie sein Vokuhila auf dem Plattencover, die Prä-Disco („1984“) zu hektisch, und das Orwell-Bühnenkonzept erschien zwar ambitioniert aber Bowies Big-Brother-Mahnungen wollte keiner mehr mit Watergate in Verbindung bringen.

Film

The Prestige (2006)

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Erster Filmauftritt 2006 nach dem Herzinfarkt: David Bowie verkörpert den Elektrizitätspionier Nikola Tesla. Regisseur Christopher Nolan präsentiert Bowie so, wie es sich gehört: als Rockstar mit gigantischem ersten Auftritt. Tesla marschiert über eine Bühne auf den verblüfften Hugh Jackman zu, über ihm Blitze, die aus einer (Disco-)Kugel strömen.

Preziosen

Raritäten und Obskuritäten

„Abdulmajid“

Angebliches „Low“-Überbleibsel, erschienen auf den 1991erReissues und verhunzt durch Industrial-Sound-Zusätze. „Abdulmajid“ ist der Nachname von Bowies Witwe Iman, die er 1976 noch gar nicht kannte.

„Some Are“

„Low“-Outtake, das im Gegensatz zu allen Albumsongs auf Bowies damaliges Bühnenkostüm verwies: den „Sailor“.

„Leon Suites“

Ähnlich überkandidelt wie das „1. Outside“-Album sind diese drei unveröffentlichten Steampunk-Skizzen mit einer Gesamtlänge von 71 Minuten.

„Black Noise Bomb “

Im Interview mit Dick Cavett 1974 kündigt er schüchtern den Besitz eines Sprengkörpers an, der ganze Städte ausradiert: „Das Patent gab’s in Frankreich – vier Dollar.“ Es heißt, Bowie war high, aber das spräche ihm Zielstrebigkeit ab.

„Mantra Studios Broadcast 1977 “

Bowie begleitete Iggy Pop als Tourpianist, vielleicht auch um die Umsetzung der von ihm produzierten Alben „The Idiot“ und „Lust For Life“ zu kontrollieren. Radiomitschnitt.

„Cool Cat“

Aus den „Under Pressure“Sessions. Bowie zog seinen Gesang zurück – ihm war nicht mehr eingefallen, als Freddie Mercurys Falsett einen monotonen Sprechgesang entgegenzusetzen. Es erschien dann ohne ihn auf „Hot Space“.

„Heroes (Live Aid)“

Beste Version des Klassikers. Thomas Dolby stellte die Band eiligst zusammen, sie probten Bowies Set nur viermal. Die KometenschweifGitarrenmelodie spielte er auf dem Keyboard.

„TVC 15 (Live Aid)“

Set-Auftakt bei einem Charity-Event, das Millionen im TV sehen würden, mit einem alten, selbstbezogenen Nichthit über die Paranoia eines Junkies, der den Fernseher für ein Monster hält. Irre!

„The London Boys“

Vom unveröffentlichten Album „Toy“ aus dem Jahr 2000. Neueinspielung seines 1965erSongs über ein jugendliches Landei, das im Swinging London groß rauskommen will, aber zum Suchtopfer wird.

„Aegean Fantasy“

Für „As The World Falls Down“ hat Bowie sich überdeutlich von Haruomi Hosonos Ode an Griechenland „inspirieren“ lassen.

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