5 Schlüsselalben

The Shape Of Jazz To Come 1959 Atlantic

Colemans frühes Meisterwerk löst feste Strukturen in dynamischen Code auf. Getrieben von der Idee, dass Melodien nicht an Harmonien gebunden sein müssen, kreiert er bittersüße Themen („Lonely Woman“) und wilde Achterbahnfahrten („Congeniality“) von ständig wechselnder Farbe und Form. Ein bahnbrechendes Album, das heute – trotz der Freiheiten, die Coleman und Cherry sich nehmen – vergleichsweise zugänglich erscheint. Besonders, wenn man bedenkt, was danach folgte.

At The „Golden Circle“, Stockholm Vol. 2 1965 Bue Note

Als andere Musiker Colemans Atlantic-Alben endlich verstanden hatten, war der Meister bereits wieder zwei Schritte weiter. Ein paar Jahre nach der Aufregung um sein Doppelquartett (dokumentiert auf dem Album, das dem Genre seinen Namen gab: „Free Jazz“) elektrisiert Coleman an Saxofon, Violine und Trompete einen Stockholmer Club mit nichts als Bass und Schlagzeug hinter sich. Rasende, unglaublich spannende und überraschend swingende Soli. Coleman unplugged.

Science Fiction 571 Columbia

Coleman und seine Band, fast alle Veteranen aus älteren Ensembles (es gibt bei zwei Stücken sogar eine Reunion des klassischen Quartetts mit Haden. Higgins und Cherry), verstehen sich derart blind, dass sie den Turbo einschalten und den spontanen Metamorphosen der Musik mit fast telepathischer Präzision folgen können – von kosmischen Rezitationen über melodische Kamikaze-Flüge bis zu Post-Bop-Verfolgungsjagden. Die zwei Stücke mit der indischen Sängerin Asha Puthli klingen wie pop from outer space.

In All Languages1987 Caravan Of Dreams

Frühe Aufnahmen von Colemans elektrischer Band Prime Time (wie etwa auf „Dancing In Your Head“ von 1973) sind so überkandidelt, dass der Funk keinen Spaß macht. Doch Coleman gab nicht auf. und seine Hartnäckigkeit zahlte sich aus bei diesem magischen Doppelalbum, auf dem „akustische“ (wiederum das klassische Trio mit Haden, Higgins und Cherry) und „elektrische“ Bands dieselben Stücke spielen. Die furiose elektrische Hälfte mit Prime Time gehört zu den Höhepunkten in Colemans Karriere.

Sound Grammas 2006 Sound Grammar

Coleman zerstört nicht nur bestehende Strukturen – aus den Bruchstücken entwickelt er neue Formen des Diskurses. Auf dem exzellenten, im Oktober 2005 beim „Enjoy Jazz“-Festival in Ludwigshafen mitgeschnittenen „Sound Grammar“. das eine zehnjährige Veröffentlichungs-Pause beendete und ihm einen Grammy einbrachte, führt er einen Dialog mit zwei Bassisten. Einer zupft, der andere streicht, und ihre tiefen Klänge entlocken Coleman zweifelnde, melancholische, bluesgefärbte Melodien.

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