The Specials

Encore

Ein überraschend gelungenes Spätwerk der Ska-Heroen

Von einer Band, die 38 Jahre nach dem letzten Album noch mal ­eine Zugabe („Encore“) gibt, erwartet man normalerweise nicht viel, außer vielleicht die Bitte „Haste ’n bisschen Kleingeld, Kumpel?“ Bei den Specials ist das anders. Schon seit Jahren schwärmen Freunde von mitreißenden Konzerten, einer ist deshalb sogar bis nach London gereist.

Amazon

Okay, es sind nur noch drei Original­mitglieder dabei: Terry Hall, Lynval Golding und Ho­race Panter. Und produziert wurde „Encore“ von dem dänischen Work­aholic Nikolaj Torp Larsen, der schon so ziemlich jeden zwischen Adele, Willie Nelson und Yusuf Islam als Keyboarder begleitet hat und seit 2009 Jerry Dammers ersetzt. Ob Larsen die Idee hatte, „The Lunatics ­Have Taken Over The Asylum“ von The Fun Boy Three noch einmal mit den Specials aufzunehmen? Mit Hall und Golding sind zwei von drei Spaßjungs dabei, doch musikalisch passiert wenig Neues, politisch ist das Stück allerdings immer noch ein Statement: Statt Reagan und Thatcher haben heute Irre wie Trump und May die Anstalt übernommen.

Youtube Placeholder

An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Auch mit den restlichen, ausnahmslos gelungenen neuen Songs zeigen The Specials klare Kante: „B.L.M.“ beschreibt mit Funk-Riffs und sharpen Bläsern den britischen Rassismus am Beispiel der Lebensgeschichte von Lynval Golding. Der lauernde Reggae „Vote For Me“ ­wäre selbst auf „More Specials“ ein Highlight gewesen: „You sit and wait for us to elect you/ But all we’ll do is reject you.“ Militant feministisch wird es bei dem von tiefsten Rockers-­Bässen befeuerten „10 Commandments“. Gesungen, oder besser: gerappt wird das Stück von der 21-jährigen Feministin, Aktivistin und Künstlerin Saffiyah Khan.

Nicht nur die Musik und das Songwriting von „Encore“ stehen in der Tradition von „Gangsters“ oder „Man At C&A“. Auch die Band selbst zeigt die gleiche kämpferisch-emanzipatorische Haltung wie in den späten Siebzigern. „We’ve got to take care of each other“ lautet die letzte Zeile dieses durch und durch gelungenen ­Spätwerks. (Universal)