Wie Harvey Weinstein nach „Kill Bill“ Daryl Hannahs Karriere torpedierte
Harvey Weinstein habe Daryl Hannah bei den Dreharbeiten von „Kill Bill“ missbrauchen wollen. Sie verhinderte das. Und mit ihrer Karriere ging es bergab
Wenn sich jemand mit Protesten auskennt, dann ist es Daryl Hannah. Die Schauspielerin und Regisseurin und Partinerin von Neil Young wurde bereits ein halbes Dutzend Mal verhaftet, weil sie für Umweltbelange protestiert hat. Aber selbst sie kann sich nur schwer mit dem fast täglichen Chaos der zweiten Trump-Regierung anfreunden.
„Es gibt zu viele schreckliche Dinge, um überhaupt darüber zu sprechen“, sagt Daryl Hannah aus Kalifornien, wo sie ihrer Familie dabei hilft, den Verlust ihres Hauses durch die Brände in L.A. zu verarbeiten. „Ein Großteil meiner Aufmerksamkeit gilt der Umwelt und der potenziellen Zerstörung, wenn man bedenkt, was wir bereits mit diesen Bränden, Überschwemmungen, Hurrikanen und globalen Verwüstungen erlebt haben.
Und wenn sie erst einmal auf den Minister für Gesundheit und Soziales, Robert F. Kennedy Jr., zu sprechen kommt, der sich einst mit Hannah gegen die Keystone-XL-Ölpipeline einsetzte (beide wurden verhaftet), ist sie nicht mehr zu bremsen. „Es ist so enttäuschend“, sagt sie. „Weil er so lange ein so guter und einflussreicher Umweltschützer war. Die Tatsache, dass er Teil dieser Regierung sein wird, ist für viele Menschen schockierend.“
Exklusiv: Daryl Hannah über ihre Probleme mit Harvey Weinstein
Im Interview mit ROLLING STONE geht es nicht nur um die Zusammenarbeit mit Neil Young. Auch Daryl Hannahs Hollywood-Karriere wird besprochen. Sie erklärt warum ihre Karriere nach „Kill Bill: Volume 2“ von 2004 den Bach runterging. Im Mittelpunkt: Miramax-Produzent Harvey Weinstein, der sie missbrauchen wollte.
Sie haben 2017 in The New Yorker über Ihre schrecklichen Erfahrungen mit Harvey Weinstein berichtet und darüber gesprochen, wie er an Ihre Hotelzimmertür hämmerte und später darum bat, Ihre Brüste anzufassen.
Das war nur die Spitze des Eisbergs. Ich habe so etwas in fast jedem Film erlebt. Es war hart, in diesen Zeiten eine junge Frau zu sein. Ich hatte nie einen Agenten oder einen Publizisten oder so etwas. Ich war also wirklich nicht geschützt.
Sie haben seit „Kill Bill“ in Fernseh- und Independent-Filmen mitgewirkt, aber das scheint der letzte große Film gewesen zu sein, in dem wir Sie gesehen haben.
Das war es auch. Es war mein letzter richtiger Film. Ich meine, das ist für mich in Ordnung. Aber danach habe ich auch nie wieder Angebote bekommen. Mir wurde noch ein Film angeboten, in dem ich keine sehr gute Rolle hatte. Aber das war [macht ein Geräusch wie ein Auto, das anhält]. Ich denke, das hatte definitiv etwas mit Harvey zu tun. Denn er sagte so etwas wie: „Oh, sie ist schwierig“, oder was auch immer er sagte.
„Er hat alles abgesagt, das Haar- und Make-up, alles“
Es war eine ziemlich heftige Gegenreaktion. Wir waren auf dem Weg zum Filmfestival in Cannes, und ich hatte mich bereit erklärt, einige Wohltätigkeitsveranstaltungen zu moderieren. Das war direkt nachdem er versucht hatte, in mein Hotel in Rom zu kommen. Er ist mit all den anderen Schauspielern ins Flugzeug gestiegen und hat mich dort zurückgelassen. Ich musste nicht nur meinen eigenen Weg finden, meine eigenen Flüge hin und zurück. Sondern ich musste auch noch nach Cannes fahren. Und sie hatten mein Hotelzimmer storniert und es gab nichts mehr.
Er hat alles abgesagt, das Haar- und Make-up, alles. Ich hatte also nichts. Ich kam an, um all diese Dinge zu erledigen, und schleppte meinen Koffer über das Kopfsteinpflaster, versuchte, von Person zu Person zu gelangen, und schlief jede Nacht auf den Sofas der Leute. Es war wirklich eine verkorkste Situation. Eine schlechte Zeit.
Es war also wahrscheinlich eine Kombination aus beidem und der Tatsache, dass ich 40 wurde: ein „Oh mein Gott, wie kann ich es wagen, 40 zu werden!“-Ding. Wer weiß, aber es ist einfach so, wie es ist. Ich habe mich nie wohl dabei gefühlt, eine bekannte Persönlichkeit zu sein. Ich setze meine kreativen Energien anderswo ein und inszeniere seit Jahren, und das liebe ich. Zumindest mache ich immer noch Filme, aber es muss nicht um mich gehen.